[PA] Über mechanische Halskrausen und platonische Techtelmechtel

Day 1,773, 09:10 Published in Germany Germany by djnewdream
Werte Leserschaft,
sehr wahrscheinlich gibt es nur wenige, die sich nicht darüber aufregen würden, wenn Plato eine Halskrausenpflicht einführen würde. Wobei – das ginge zu weit. Oder doch nicht? Das Phänomen der platonischen Neuerungen bringt maximal noch einen Zugewinn an Sarkasmus, der einem ehrlicherweise wenig spielbezogen hilft. Was ist also das, was man hier als Wert und Mehrgewinn empfindet?

Die sich anfügende Leitfrage, die so brennend interessiert, ist doch diese: Wo sehen wir ein, dass es eine Endlichkeit unserer Simplifizierung gibt? Und weiter gedacht, wird es denn überhaupt eine endliche Komponente geben, im fantastischen Gedankenspiel um die baldige Verbesserung in eRepublik? Ohne Einschränkung - aber mit Scham - kann man wohl behaupten, dass „Plato“ kein großer Partylöwe zu sein scheint und auch sonst wirkt er immer eher arrogant und siegessicher. Damit zieht jener so manches Mal den Zorn der Bürgerschaft auf sich – mit Recht. Doch wollen wir erst einmal die eigene Nase pudern, bevor wir Plato ein Bein sezieren (oder mehr).

Instrumentalisierte Bürgerschaft
In jedem guten Staat gibt es ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis zwischen Herrschenden und Beherrschten. Ganz gleich, ob die Beherrschten gleichsam der Souverän seien, so kann dies kein hinreichender Beleg dafür sein, dass man sich aus diesem Umstand heraus nicht herum schuppsen lasse. Es liegt wohl nicht einmal ein Fehler vor, nur eine Fehlinterpretation von Herrschaft und Gefolgschaftsanspruch. Als Nutznießer der platonischen Welt teilen wir den gemeinsamen Gott-Admin Plato, Herr über alle eRepubliken. Wir „unterwerfen“ uns im Sinne eines gegenseitigen Nutzenverhältnisses dem Willen eben dieser Person. Unverkennbar scheint aber doch klar zu sein, dass dieses Verhältnis zwischen Geben und Nehmen etwas unausgeglichen ausfällt. Blickt man sich kurz nach links und rechts um, schauen einen die mauen Gesichter an und blicken einen blöd an. Ja was denn?! ICH KANN DA NICHTS FÜR! Wenn der Führer das so sagt, dann ist die Welt halt eine Scheibe! Im Glauben des Gutmenschen geboren, mit viel Sinn für Naivität und allgemein ziemlicher Begabung für Gewöhnungsmechanismen und Blödheit, werden sich auch morgen noch eben diese Gesichter gegenseitig mit gleichbleibender Miene ansehen, im Wissen, dass doch die Sinnhaftigkeit dieses ganzen Unterfangens einer schwachen Hoffnung gleichkommt, anstatt einer realistischen Einstellung.

Hoffnung und Gewöhnung als Verdrängungsmechanismus
Die folgerichtige Konsequenz, die man aus den obigen Reaktionen ablesen müsste, wäre wohl eine Systemumstellung. Richtig. Es wird sich was ändern. Ganz bald. Also zumindest in nächster Zukunft. Und jetzt mache ich ein großes Lob an Plato, diesen großen Denker und Vollstrecker: Aus jener Hand fressend stehen seine wissbegierigen Anhänger mit hoffnungsvoller Gestik im Drama-Schauspiel seines Willens. Keiner tanzt aus der Reihe – wagt es doch jemand, so sagt man, habe es einen Ausschluss aus der Scola Magna zur Folge. Strikte Regeln, die zu befolgen sind. Viele nehmen sich von Plato das, was sie noch zu kriegen glauben können – Hoffnung. Der die Hoffnung vergewaltigende Umgang wird nur insofern zu kritisieren sein, wie dieser das Hoffen auf bessere Zeiten eingrenzt. Man ist es leid, weitere zahlreiche Enttäuschungen entgegenzunehmen, natürlich wird man da auch wütend. Revolutionen fanden und finden sicherlich immer noch statt, doch die harte Rhetorik des Allmächtigen hat schon so manchen zum Verstummen gebracht. So verbleibt man als baldiger Mitläufer, verwöhnt durch das Unwohlsein, aber nicht durch die grenzenlose „Unglücklichkeit“. Wir gewöhnen uns an die Konventionen, mal mehr, mal weniger - immer mit vollem Bewusstsein.

Graduelle Spaßbremsung – Nach allen Regeln der platonischen Kunst
Während man nun die vollkommene Vollendung von Plato durchlebt, im Gespinst der Dogmatik des zu beglückwünschenden Trostlosen, kann der Wert oder auch das Niveau der Ebene gesenkt werden – Stück für Stück. Eine perfekte Zirkulation, mit dem Ende in der…Endlichkeit? Erlebt man überhaupt noch einen Unterschied, wenn man diese ganzen Einflüsse bedenkt? Ist es einem zu einem bestimmten Zeitpunkt noch gestattet zu spüren, wie das Niveau sich zu verändern scheint? Schnell wird man sagen können, dass die endlose Spirale unmöglich positiv bzw. niveauhebend wirken wird, hat man gleichzeitig die Talers und die Gier nach diesen fest durch kapitalistische Indoktrinierung im rosafarbenen Gelee abgespeichert. So gelangt man zu einer möglichen ultimaten Fragestellung: Warum hält man einen Umstand aufrecht, der einem praktisch nichts einbringt, kein sinnhaftes Mehr generiert?

Das humane Wesen - Plato holt das Ass aus dem Ärmel
Letzten Endes müssen wohl alle erkennen, dass wir uns in gewisser Hinsicht selbst belügen – die einen mehr, die anderen weniger. Nur Wenige, falls man meinen fantastischen Erläuterungen, unabhängig der platonischen Doktrin, eine Existenz einräumt, schaffen es das System tatsächlich zu analysieren oder anzuhalten, zu durchbrechen. Der konsequente und folgerichtige Entschluss wäre wohl aufzuhören. Der gefühlte Mehrwert (vielleicht haben einige auch gar keinen) besteht letztlich aus etwas, was vom System nur abgeleitet ist und keiner Beabsichtigung gleichzukommen scheint. Für den einen ist es die Beschäftigung, für den anderen die Hoffnung, wieder andere sehen eine Chance, die meisten nehmen es mit Sarkasmus. Wohl die größte Sorge eines nicht zu verachtenden Bevölkerungsanteils, der Tank-Elite, um die sich Plato äußerst gerne kümmert, wird indes immer mit Verlustängsten und Konflikten zu tun haben, die das Gewissen betreffen. Die Tatsache einzugestehen, dass man vielleicht viel Mühe für ein „letztlich sinnloses Zirkulationssystem“ gegeben hat, ist unter keinen Umständen zu verantworten und wirkt undiskutabel systemfestigend. Ja, der Mensch ist höchst gefährdet sich seinem Schicksal zu ergeben oder sich anzupassen. So sei die offene Formulierung gestattet, dass man nicht wissen kann, ob man sich selbst beherrscht oder die Natur beherrscht – mit Hilfe eines platonischen Führungsstils.

Rückschlüsse
Abschließend kann man auf die Frage, wann man die Zirkulation durchbricht und wann man den Wert der eRepublik bewerten kann, nur in so weit beantworten, als dass die multiplen Faktoren und Effekte, die gegeben sind, sich ständig verändern und gelegentlich einen Blick über den Tellerrand zulassen. Zudem spielt auch der individuelle Empfindungscharakter mit. Aber den Rest des Tages schmückt man sich in kollektivem Selbstmitleid und – weil bewusst wahrgenommen – zeichnet sich durch das Belügen des Selbst aus. Alles humane Eigenschaften, die man keinem verübeln darf.
Oder doch?