Schlammschlacht an der Weichsel

Day 533, 13:31 Published in Germany Germany by Herr Schmidt

Wie allgemein bekannt ist, fanden Gestern in allen Ländern der eWelt Präsidialwahlen statt. Da ich zu Zeit in Polen einwenig fest sitze, zum Teil freiwillig, habe ich den dortigen Wahlverlauf verfolgt. An sich ist es üblich den Wahlkampf vor dem Wahltag zu beenden. In der polnischen Presse fing er erst Gestern richtig an.

Bevor ich mich aber dem eigentlichen Thema dieses Artikels widme, möchte ich ein paar Worte zu den Wahlen in eDeutschland verlieren.
Natürlich könnte ich mich über die Wahlbeteiligung mokieren. 261 abgegebene Stimmen bei knapp 1500 Bewohnern, dem Stand von Gestern, sind nicht wirklich viel. Trotzdem, Gratulationen an den alten du neuen Präsidenten von eDeutschland, der mit einen deutlichen Vorsprung in seinem Amt bestätigt wurde. Auch den anderen Kandidaten zolle ich Respekt für eine fairen und sauberen, zumindest in der Öffentlichkeit, Wahlkampf. Und wie Gobba es mit seinen Dankesbrief so schön zeigte, „nach der Wahl ist vor der Wahl“ und in einen Monat gibt es eine neue Chance.
Aber genug der Lobreden, kommen wir zum eigentlichen Thema des Artikels, den Präsidentschaftswahlen in ePolen.

Zum Anfang ein paar Zahlen für die Statistik:
Es wurden 1074 Stimmen abgegeben, bei knapp 4000 Bewohnern, die sich wie folgt verteilten:

509 Stimmen für loewy, den bisherigen Verteidigungsminister,
477 Stimmen für Coledon, der eine Zeitlang Finanz- und Wirtschaftsminister war,
und
88 Stimmen für Sanya18, den kurzfristig aufgestellten Kandidaten der ungarischen Regierung.

Das waren die trockenen Fakten. Hier möchte ich der Deutschen Öffentlichkeit eine Chronologie der Schlammschlacht an der Weichsel präsentieren, die von Flankenmanövern, Absetzbewegungen und vor allem einer keifenden Meute Zuschauer strotzte.

Als erstes veröffentlichte das Presseorgan der NP (Niezalezna Polska/ Unabhängiges Polen) Ihre Unterstützung für Coledons Kandidatur. Soweit so gut. Lieber Spät als nie, wie es heißt.
Kurze Zeit später veröffentlichte des Magazin Szpilki (was einerseits Nadeln, andererseits Highheels heißt und der Name einer, leider nicht mehr existierenden Satirezeitung, war) die Abschrift der Wahldebatte zwischen den beiden Kandidaten. Auch hier kann man sagen, lieber am Wahltag als einen Tag danach. In diesen Artikel zeigte sich, wenn auch erst im Ansatz die Kontroverse. Mitglieder der POG, eines polnischen Paramilitär-Verbandes, griffen loewy an. Warfen Ihm Korruption vor und machten recht offensichtlich Stimmung für den Gegenkandidaten.
Plötzlich fiel einer weiteren, kleinen Partei ein, es wäre unter Umständen vorteilhaft eine Wahlempfehlung an die eigenen Mitglieder auszusprechen. Und so geschah es auch. Die Pressestelle von HT (Harmonia Timokratyczna/ Timokratische Harmonie) verkündete die Entscheidung eines außerordentlichen Parteitages zu Unterstützung loewys. Auch wenn in der Mitteilung vom „der Morgigen Wahl“ die Sprache ist, wurde der Artikel nach 0900 MET veröffentlicht. Egal, die Wahllokale sind noch offen also ist diese Empfehlung noch nicht völlig sinnlos. Diese wurde praktisch nicht kommentiert.
Gegen 1500 MET wurde die Öffentlichkeit alarmier. Die Ungarn haben kurzfristig, also vor 0000eT (eTime), einen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt. Sanya18 von den Wojownicy pelnego liberalizmu (Krieger des völligen Liberalismus), einer nicht im Sejm vertretenen, kleinen Partei wurde Aufgestellt. Seltsamerweise wurde dieser Artikel mit einer Warnung von einen Mitglied ebendieser Partei veröffentlicht. Seltsam, es ist aber so. Noch seltsamer ist es das Sanya18, trotz des Fotos und des Namens ein Mann, der Parteipräsident ist. Seine/ Ihre… Wesen auch immer, Identität hätte zumindest den Mitgliedern der eigenen Partei bekannt seins sollen.
Die NP reagierte prompt. Sie zog Ihre Unterstützung für Coledon zurück und empfahl gleichzeitig, die Stimmenabgabe so lang wie möglich hinaus zu zögern um kurz vor Wahlschluss für den polnischen Kandidaten mit den bis dahin meisten Stimmen zu Abzustimmen. Es wurde angemerkt, Coladon sei zwar weiterhin der bevorzugte Kandidat, es gehe aber Jetzt um die Rettung Polens vor ungarischer Fremdherrschaft. Wäre es in der eWelt möglich gewesen, hätte man als musikalische Untermalung die Nationalhymne und anschließend die Rota (ein patriotisches Gedicht, das notabene 1918 ebenfalls als Hymne zu Wahl stand) laufen lassen. Dieses Bild wäre dann durch Bilder von wehenden Fahnen an Geschichtsträchtigen Orten vervollständigt worden… Aber wir sind ja in der eWelt.
DeJoT, Parteichef der ND (Narodowa Demokracja/ Nationale Demokratie) meldete sich mitten im Wahlkampf zu Wort. Nach dem er schon zwei Tage vor der Wahl den Mitgliedern seiner Partei Empfahl, den Verteidigungsminister zu wählen, unterstrich er diese Empfehlung mit einen offenen Angriff auf den Kandidaten der Regierungspartei. Unter anderen vertrat er die Meinung, Dieser möchte aus ePolen eine „Nutte, machen die es jeden besorgt, der gut bezahlen kann“. Solche Thesen provozierten das Regierungslager. Die POG behakte sich verbal mit dem Rest Polens, der nicht für Coledon war.
Ein Mitglied der Regierungspartei veröffentlichte als Antwort eine Strecke mit Karikaturen. Diese wurde von den Wählern der Opposition als Plagiat des Artikels DeJoTs niedergeschrieen.
Dieses Eröffnete einen Schlagabtausch über die nächsten Acht Artikel die auf den polnischen Markt erschienen. Man warf sich Prostitution, Landesverrat, Korruption, Wortbruch, Macht- und Profitgier, Verrat an der „Sache“, persönliche Feigheit und Ähnliches vor. Wohlgemerkt geschah Das alles zwar auf Polnisch, aber in der vollen Öffentlichkeit, am heiligten Tag.

Aber auch diese Wahl ging vorbei und in ePolen kehrte vorerst Ruhe ein. Zumindest an der Medienfront. Man ging zum normalen, für polnische Verhältnisse, Geschäft über.
Der scheidende Präsident veröffentlichte die letzte Mitteilung in der er versuchte seine Amtszeit zusammen zufassen und sich bei den Bürgern für die Unterstützung, die Geduld und das Verständnis zu bedanken.
Die Presse veröffentliche Zusammenfassungen der Wahlen. Der neue Präsident veröffentlichte eine Regierungserklärung. Der polnische Geheimdienst bekannte sich zur Wahlmanipulation in Russland. Der Gegenkandidat gratulierte artig dem Sieger. Wie man sieht kehrt nach jeder Aufregung der Alltag immer ein.

Hier noch ein Paar erklärende Worte.
Als erstes entschuldige ich mich für die Länge des Artikels. Ich hoffe er ist nicht allzu konfus ausgefallen und ist noch lesbar und verständlich geblieben. Ziel war es, zu zeigen wie Wahlen nicht ablaufen sollten.
Des Weiteren werde ich mich um die Erlaubnis bemühen, die Regierungserklärung und den Artikel des polnischen Geheimdienstes ins deutsche übersetzen zu dürfen und Diese zu veröffentlichen.

Zum Abschluss möchte ich einen Satz anbringen der Otto von Bismarck im Bezug auf Polen gesagt haben soll:
Laßt die Polen sich selbst regieren, die bringen sich schon selbst um.