Erben des Imperiums [Teil 3]

Day 1,507, 12:30 Published in Germany USA by PecattiSyn


Heute im neuen Look. Dafür bedanke ich mich noch mal recht herzlichst bei Friedrich Wilhelm II

Aber nun weiter im Text...

Satt und zufrieden
Komme ich aus der Mittagspause. Hach war das ein Essen. Und dazu noch Freibier und Schnaps! Nur die Zeitvorgabe war etwas knapp bemessen. Eine halbe Stunde ist nicht viel um den erussischen MoD im Trinken zu schlagen. Aber Bier und Schnaps haben schon ihre Wirkung, besonders wenn man wenig Zeit zum Trinken hat.
Nur noch zur Klarstellung: Der Leser soll hier nicht denken das hätte was mit Alkoholismus zu tun. Ich persönlich weiß ja nicht wie die anderen das sehen, aber selbst bei den langweiligsten Staatsbanketten kann ich eine Mordsstimmung machen. Ferner kann ich mich nie dran erinnern mich daneben benommen zu haben. Doch das ist wieder eine andere Geschichte. So sitze ich nun also auf meinen Stuhl im Schulungsraum und muss feststellen, viel Essen und Trinken macht müde. Und ehe ich mich versehe bin ich schon wieder im Traumzauberwald und sehe geistig den nächsten Bericht aus Yremag...



Und diese Partei ist die Militärpartei. Irgendwie habe ich eine Vorliebe fürs Militär usw...
Stolz stecke ich mein Parteibuch in die Brusttasche und verlasse die Messe. Auf den Weg nach draußen bekomme ich eine kurze Radiodurchsage mit. Bei Großgörschen ist der Angriff der kaiserlichen Armee in vollem Gange. Die Schlacht sei hart und der Widerstand heftik. Doch man sei sich sicher, dass der Durchbruch kommt. Bald wird der Krieg wohl ein Ende nehmen.
Das hebt doch gleich noch mehr die Laune. Auf den Weg nach draußen fallen mir zwei kleine Rekrutierungsstände auf. Die Armee sucht Nachwuchs!
Ich habe die Wahl zwischen der Forlon Hope Kompanie und den kaiserlichen Streitkräften.
Die Forlon Hope Kompanie ist eine Einheit die um die Gunst des Kaisers buhlt. Mit großen Vergnügen nehmen sie die schlimmsten Dreckjobs an, hausen und kämpfen unter Umständen die man nicht mal seinen schlimmsten Feind wünscht und bekommen Undank und Missgunst von der Bevölkerung. Dafür sind sie aber hochdekoriert. Aber nix für jemanden der den einfachen Weg gehen will. So wie ich
Dagegen stehen die kaiserlichen Streitkräfte. Groß, mächtig, groß, vom Kaiser gefördert und zum Machtinstrument erkoren, groß, altehrwürdig und habe ich schon groß erwähnt?
Das Einschreiben dauert nicht lang, aber die Bedienungen sind hart. Hoffentlich komme ich rein, zumindest versichert mir der hiesige Offizier eine baldige Antwort.


Alles reine Routine
Und so gehen nun also die Tage dahin. Arbeiten, Trainieren für den Kriegsdienst, billiges Brot kaufen und runter schlingen ab und zu mal eine der vielen Zeitungen lesen und sich über den rauen Ton und das Gewirr der ganzen politischen Gruppen wundern.

Immer mal wieder dringen ein paar Nachrichten ans Volk, bei Großgörschen ist der Angriff der Armee gescheitert, dafür konnte man aber wieder Kleinzschöchergen verteidigen und setzt nun zu einer weiteren Offensive an die dann bestimmt den Krieg beenden wird.

Und ich gehe weiterhin für einen Mickerlohn arbeitet der langsamer wächst als das Gras im Park, esse weiter altes graues Brot mit dem man Leute totschlagen könnte und gehe meinen täglichen Pflichten nach.

Der erste große Ausflug
Der graue Alltag geht so dahin, doch hin und wieder da kommt es mal zu einem gesellschaftlichen Höhepunkt der die Masse der Bevölkerung unterhalten soll. Ich selber habe mittlerweile einen Monat in Yremag hinter mich gebracht und das Leben ist eigentlich immer noch toll.

Ich mag das Land und die Leute aber komme politisch noch nicht groß voran.
Mittlerweile habe ich fürs Trainieren und fürs fleißige Arbeiten gleich zwei Prämien bekommen und das will gefeiert werden!

Mit meinen ersten Freunden möchte ich daher etwas unternehmen. Wie der Zufall es will haben wir gerade Monatsfest und überall in Yremag öffnen die Theater und Schaubühnen um den besten Sportlern des Landes eine Plattform zu bieten. Körperlich betätigt man sich nicht mehr in Yremag groß, dafür misst man sich geistig. Also geht es auf ins Theater der herrlichen Enden!

Das Theater der herrlichen Enden
Wie meine Leser bereits wissen, herrscht in Yremag ein mitunter sehr rauer Ton. Einen gesellschaftlichen Höhepunkt findet diese Art in regelmäßigen Veranstaltungen in den Theatern der herrlichen Enden.
Bevor man zivilisiertet wurde, herrschte in Yremag die Barbarei. Die Kaiser und ihre Schergen waren eifersüchtig darauf bedacht ihre Meinung dem Volk einzubläuen und die absolute Kontrolle um jeden Preis zu halten. Gelang es nicht Wiedersacher und Kritiker durch Zureden und Drohen zu Schweigen zu bringen wurden sie durch das KSB weggefangen und zu Tode gefoltert. Natürlich ging das nur eine Weile gut und das Reich drohte am Ende über dieser Gewalttätigkeit zusammen zu brechen.

Es kamen liberale Kaiser die mit diesen Unsitten Schluss machten. Aber auch sie hatten erkannt dass kritische Stimmen im Volk ihren absoluten Machtanspruch gefährdeten. Die absolute Macht musste gehalten werden wenn die kaiserliche Gesellschaft an der Macht bleiben wollte. Doch durfte man auch nicht auf nackte Gewalt zurück greifen weil sich nicht mehr vertreten werden konnte in einer humanistischen und harmonischen Gesellschaft wie man sie nun hoch hielt.
Doch man behalf sich hier mit dem Unwissen des Volkes aus. Lange schon gab es mit fortschreitender Bildung ein neues Denken. Ein Denken, dass Perfektion und absoluten Fleiß fordert. Fehler oder Faulheit wurden zu Totsünden und wer sie beging drohte zum Opfer des Volkszorns zu werden. Diesen Umstand nutzen die eiskalt agierenden Kaiser gnadenlos aus und erklärten in einer großen Aktion zum Wohle des Volkes die Mecker- und Besserwisserei zur Kunst die gefördert und hoch geachtet werden muss.

Die Theater der herrlichen Enden wurden im ganzen Reich errichtet und ihr System hält bis heute. Hier werden keine Menschen mehr umgebracht, niemand wird körperlich verletzt oder muss Leid befürchten. Aber wer hier „eingeladen“ wird ist trotzdem am Ende seiner Laufbahn angekommen. Ihre Intendanten sind pausenlos auf der Suche nach neuen Darstellern und werden dabei vom Kaiser reichlich versorgt. Das System ist perfide, wer in kaiserliche Ungnade fällt ist Kandidat. Wer von hinterhältigen Elementen im Senat oder im politischen Alltag in die Falle gelockt wird ebenfalls. Jeder kann dran sein, aber was noch wichtiger ist, jeder darf zugleich Vollstrecker sein. Das Volk kann jederzeit Opfer werden aber auch jederzeit in die Rolle des Henkersknechtes schlüpfen. Gesteuert werden sie dabei von einer Kaste Adliger die eifersüchtig auf ihren Privilegien sitzen und darauf wachen das die aktuellen Verhältnisse beibehalten werden. Sie sind ein Garant für die Herrschaft des Kaisers.

Was noch wichtiger ist, jeder der in der Gesellschaft etwas sein will sollte sich zu den Veranstaltungen blicken lassen. Wer sich ihr verschließt gilt als Außenseiter und könnte schon bald näher drin sein als ihm lieb ist. Und so gehen die einen mit sadistischer Vorfreude, die anderen als neutrale Beobachter und einige wenige mit Abscheu ins Theater um sich die neuste Darbietung anzusehen. Die wenigstens erkennen den Sinn der dahinter steht während sich viele bereitwillig einspannen lassen. Tag für Tag schimpfen sie über die Verhältnisse, wünschen sie fort und stützen sie zugleich stärker wie keine Armee es vermag.

Und so gehe ich mit meiner Gruppe in die achteckige Arena, nehme Platz in den mittlereren Reihen die dem gemeinen Volk zustehen und warte auf die erste Darbietung. Trommelwirbel setzt ein, der erste Redner betritt den Platz. Ein Neuling in der Henkersbranche. Das Publikum zeigt keine Regung. Der Redner geht in die Mitte und beginnt seinen Vortrag. Es geht um einen Minister der einst zu den engsten Vertrauten des Kaisers gehörte. Eine Person von Rang und Stand, jemand der sich wie kaum ein zweiter für Yremag verdient machte und dann tief fiel. Er soll schlimmeres als nur ein Verbrechen begonnen haben. Er betrieb Hochverrat und verschwand mit großen Teilen des Staatsschatzes. Bis heute versuchen kaiserliche Beamte ihn aufzuspüren doch vergebens. Aus Wut darüber dass man ihn nicht öffentlich aburteilen kann werden zumindest Hassreden auf ihn gehalten. Kein sonderlich neues oder originelles Thema. Doch der Vorredner gibt sich sichtlich Mühe, er redet vom Vertrauen was missbraucht wurde, vom Schaden der Entstand, vom schlechten Beispiel, dem Schaden den die Entwicklung des Landes genommen hat und dem schlechten Klima in der Gesellschaft. Die Aufregung ist überzeugend gespielt und der Kopf ist hochrot angelaufen als er endet. Das Publikum ist aber heute ungnädig in seiner Laune und es gibt nur mäßigen Applaus. Mein Nebenmann stößt mich mit den Ellenbogen an raunt mir zu „hach, immer die gleiche Leier. Sollen sie endlich persönlich präsentieren. Das ist alles zu nett, aber keine Sorge! Jetzt geht es erst richtig los. Es muss mehr Hass hier geben!“

Und wirklich, Fanfarenstöße, dann wird es still. In der Herrenloge erhebt sich der Gouverneur unserer Stadt. Applaus der allerdings mit einer Handbewegung verstummt. „Geliebtes Volk! Meine lieben Mitbürger! Erlaubt mir, dass ich euch die Grüße und allerherzlichsten Glückwünsche unserer höchst vortrefflichen Majestät des Kaisers überbringe! Euch die wir über alles schätzen und für die wir keine Mühen scheuen und uns täglich aufs Neue bis zum Äußersten bereit sind abzumühen!“ Großer Applaus, doch den Gouverneur scheint das nicht zu interessieren. „Aber, Aber, ihr braucht euch nicht zu bedanken. Das machen wir nur für euch! Und für keinen sonst! Das Volk Yremags ist die Mühe wert dies alles zu tun! Aber nun wird es Zeit das wir zum Wesentlichen kommen. Es gibt in unserer Gesellschaft immer Subjekte die uns schaden wollen. Denen nix an euren Wohl gelegen ist und die sich nur selber bereichern wollen! Die in eigenen Interesse und egoistischen Glauben an eine bessere, ja andere Welt uns Gesetze und Vorhaben aufdrängen wollen die uns niemals nutzen können. Warum sollten wir uns auf Risiken einlassen? Neues und Ungewisses wagen oder gar noch Leuten von denen wir nicht mal wissen wie bereit sie sind euch, dem Volke zu dienen und Opfer zu bringen Einfluss zugestehen? Wir sollten dem Schicksal und unserem Glück dankbar sein, dass es Leute gibt die über euch bzw. uns wachen. Die stets bestrebt sind solche Element auszusondern und zum Wohle Yremags und zum Ehren des Kaisers niemals solche Leute voran kommen lassen. Doch unsere Zeiten sind auch dann nicht ganz sorglos. Es gibt immer Leute die irgendwann nicht mehr können. Die faul werden, die Fehler machen und sich damit als unwürdig erweisen unserer Gesellschaft anzugehören. Uns zu dienen und unser Vertrauen zu bekommen. Wir dulden keine Fehler, wir dulden keinen Müßiggang und wir werden niemals zulassen dass wir uns an solche Leute geben müssen! Ihr seid heute gekommen um Leute untergehen zu sehen. Und das werden sie! Auf die beste, die schönste und herrlichste Art! Wir verletzten sie nicht! Wir töten sie nicht! Wir fügen ihnen kein Leid zu! Denn das haben wir nicht nötig! Wir sind weder Barbaren noch Unmenschen. Aber dennoch können wir diese Leute nicht ungestraft davonkommen lassen. Wir werden sie hier und heute abstrafen, ihre Vergehen öffentlich machen und euch, dem gerechten Volkszorn überlassen. Denn ihr seid gebildet, ihr seid weise und gerecht und ihr wisst am besten wie man jemanden gerecht abstraft und für seine Vergehen büßen lässt.“

Die Menge setzt erneut zum großen Applaus an. Als er langsam verstummt verbeugt sich der Gouverneur und gibt das Zeichen um die ersten Kandidaten in die Arena zu führen. Der erste Unglückliche ist der ehemalige Pressesprecher des Außenministeriums. Er wird in die Mitte geführt und dort festgemacht. Dann betritt die Anklägerin die Arena. Es ist Katja de Mol, Oppositionsführerin und eine der größten Stimmen gegen die aktuellen Verhältnisse. Zugleich eine der berüchtigtsten Ankläger des Theaters Das Volk jubelt auf den Rängen, dem ersten Kandidaten bleibt keine Chance. Ich sitze auf meinen Platz und bin gespannt was man den Betreffenden vorwirft. „Liebes Volk, das Verbrecher hat heute wieder Gesicht bekommen“ beginnt die Anklägerin „Wir haben es hier mit einem ehemals verdienten Mitglied der Regierung zu tun. Sicher hat er uns seine Zeit geopfert und ich will gar nicht bestreiten dass er viel macht und nicht alles schlecht ist. Aber es gibt nur ein perfekt was wir dulden können! Wer keine Zeit hat es ständig und vor allem richtig zu machen, der sollte sich nicht in solche Posten drängen. Dieses faule Schwein was hier vor uns in den Staub sinken wird hat es gewagt nur noch jeden zweiten Tag Berichte über die außenpolitische Lage zu machen. Sein Vorgänger hat es immerhin jeden Tag geschafft und damit seine Informationspflicht einigermaßen erfüllt! Aber du reduzierst deine Arbeit einfach mal um die Hälfte und wir sollen drunter leiden!“ Das Volk auf den Rängen beginnt zu brüllen. Von überall her prasseln Vorwürfe und Kritiken auf den Unglücklichen ein. Seine Worte gehen im allgemeinen Gebrüll unter.

Und so bekommt der einfache Mann der nur mäßigen Zugang zur Politik hat immerhin die Möglichkeit am kollektiven Abstrafen teil zu nehmen und zur allgemeinen Verlustierung einzelne Karrieren zu beenden. Von dem Unglücklichen da unten wird man nie wieder etwas hören.
Er bleibt am Leben aber er ist kein Teil mehr davon. Er hat immer noch seine Bürgerrechte, die nutzen ihm aber nix mehr. Nie wieder wird man ihn wählen, nie wieder wird man groß mit ihm reden, selbst jene die einst mit ihm befreundet waren werden ihn meiden wie einen Aussätzigen. Er lebt zwar noch, aber dieses Leben ist schlimmer als der Tod. Es ist schlimmste Form der Bestrafung in Yremag.
Noch drei weitere Unglückliche sehen wir in den Staub sinken und gebrochen davon trotten.

Der Heimweg
Als die Vorstellung vorbei ist verlassen wir diesen Ort des Grauens. Ich habe genug für heute gesehen und trete den Heimweg an. Auf dem Heimweg komme ich noch an meinen Kiosk vorbei und suche nach den neusten Zeitungen.
Der neuste Bericht zur äußeren Lage kommt nun nur noch einmal wöchentlich. Aber keinen scheint es zu stören. Die kaiserliche Armee greift Großgörschen an. Großadmiral Batch, der Befehlshaber der Streitkräfte spricht von einem baldigen Sieg.
Zu Hause angekommen verkrieche ich mich in mein Bett. Trotz aller Eigenarten. Das Leben in Yremag ist schön, genau wie seine Leute die sich bestimmt noch verändern lassen. Und so schließen sich meine Augen und ein eintöniges RRRRR RRRRRRRRRRR RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR



Zurück in der realen Welt
RRRRR RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR
Oh! Was? Wie?
Mein Nachbar schnarcht derart laut das ich wieder wach bin. Der Redner vor uns schaut ihn böse an. Mal schauen was da jetzt kommt...

Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten 😛