Eigentlich
Brainwashed Nobody
Wir präsentieren einen weiteren Artikel unseres Gastautors Saramago:
Eigentlich
Die deutsche Sprache ist wirklich nicht einfach - "leicht" sind Federn - also nicht "einfach".
Und wenn jemand nicht weiss, dass der "Einzige" schon der "Einzige" ist und weniger gar nicht geht, dann sagt er der "Einzigste" - ein Wort, das es gar nicht gibt.
Eigentlich nicht schlimm, oder? Kann man ihm eigentlich verzeihen. Nur was heisst eigentlich "eigentlich", das Lieblingswort dieses Forums?
Wenn eine Frau zu mir sagt "Ich habe dich eigentlich gern", weiss ich spätestens, dass ich abgeblitzt bin. Denn da hörst du schon das "aaaaaaaber ....", das jetzt automatisch folgen muss.
"Saramago ist für den Job eigentlich geeignet." - Au weia, eigentlich bin ich geeignet. Wie schade, dass ich den Job jetzt garantiert nicht bekomme.
"Warst du gestern eigentlich in Bielefeld?"
Hmm, was heisst denn das "eigentlich" in dem Satz? Versuchen wir es mal ohne das kleine Wörtchen: "Warst du gestern in Bielefeld?"
Witzig, das Wörtchen ist weg ... und der Sinn bleibt völlig gleich. Eigentlich. Wozu also? Eigentlich?
Wenn jemand über dich sagt "Eigentlich ist der ein ganz guter Typ!", gib ihm gleich auf die Zwölf, er meint das genaue Gegenteil. Und wenn er nicht das Gegenteil meint, ist er zu feige klar zu sagen "😉
er ist ein guter Typ!"
Und da sind wir beim tatsächlichen Sinn des Wörtchens "eigentlich": Es ist das Wort der Feiglinge!
Immer schön ein Hintertürchen offenhalten! Bloss keine ehrlichen Antworten geradeaus geben. "Neeein, ich hab nie gesagt, dass ich ihn mag - ich habe gesagt e i g e n t l i c h mag ich ihn ..." - Und zack, sind wir raus aus der Nummer.
"Eigentl ich" heisst: Keine klare Aussage, bloss keine Verantwortung eingehen für das, was ich gesagt habe.
Eigentlich ein Scheiss, oder? Nein, nicht eigentlich? Es IST ein Scheiss. Völlig überflüssig, überdies feige - und im allerbesten Fall ein komplett nichtssagendes Füllwort wie in "Warst du gestern eigentlich in Bielefeld?"
Dann sollte man das Wort schlicht unbedingt weglassen, weil es gar nichts Positives bewirken kann - ganz im Gegenteil. Ich habe es schon vor Jahren aus meinem Wortschatz gestrichen.
Eigentlic h ...
Saramago
Comments
hehe eigentlich nen guter artikel 😛
eigentlich ein schöner artikel, wäre mir da nicht ein kleiner fehler aufgefallen. es ist zugegebenermaßen der einzigste(😛)
"Warst du gestern eigentlich in Bielefeld" heißt soviel wie "Warst du gestern nun eigentlich in Bielefeld", was heißt "Letztens hast du mir erzählt, du wolltest nach Bielefeld. Warst du nun tatsächlich da?"
Auch da ist "eigentlich" überflüssig: "Warst du nun in Bielefeld"
eindeutig zu viel Rot in der Liste, ich mische mal bischen Schwarz bei
Warum postest du deine Artikel EIGENTLICH nicht in deiner eigenen Zeitung, saramago?
Das eigentliche Problem ist das Adverb "eigentlich", weil das oft missbraucht wird, zur Relativierung einer Aussage oder ähnlichem. Das Adjektiv "eigentlich" ist ein durchaus brauchbares Synonym für "tatsächlich". Ein überflüssiges Wort ist es so oder so nicht, man muss es nur zu verwenden wissen.
Also ich bin nun nicht so die große Leuchte in Deutsch... darum unterrichte ich Englisch 😃
Aber, für mich ist die Verwendung eines Füllwortes wie "eigentlich" wahlweise auch "nun" oder "und" eine Möglichkeit, darauf hinzuweisen dass der Satz in sich nicht geschlossen ist, sondern Bezug nimmt auf einen zweiten Satz bzw. eine weitere Information.
Warst Du gestern in Bielefeld? - Wäre für mich ein vollständiger Satz.
Warst Du gestern eigentlich in Bielefeld? (oder) Und, warst Du gestern in Bielefeld? (oder) (Nun,)Warst Du (nun) gestern (nun) in Bielefeld? (etc) - Verweisen für mich darauf dass es da noch weitere Inhalte gibt die in diesem Satz nicht enthalten sind, die aber (so zumindest die Meinung des Sprechers) für ihn benötigt werden.
Bspw.: Dass A zu B vorgestern gesagt hat dass er nach Bielefeld gehen wolle, und A zu dieser vorangegangen Aussage eine Referenz herstellen möchte, indem er den Satz öffnet. Oder Dass B immer Mittwochs nach Bielefeld fährt, aber A gegenüber B ausdrücken möchte dass er Zweifel hegt ob dies diesmal auch der Fall war.
In Bezug auf die Person kann es bspw. ja auch heissen dass man denjenigen durchaus für einen netten Typ hält, aaaber nun möchte man einen bestimmten Fall anführen in dem er sich eben nicht nett verhalten hat, oder man möchte jemandem gegenüber der gerade Zeuge wurde wie derjenige sich nicht freundlich verhalten hat, ausdrücken dass derjenige sich "normalerweise" also "eigentlich" nett verhält und dies eben wohl eine Ausnahme war...
Im Satz "Warst du gestern eigentlich in Bielefeld?" gibt es 2 Füllwörter, denn Bielefeld gibt es nicht!
Toller Artikel! Deutschunterricht für die Babys. Die letzen
Zeitungen, die ich gelesen habe, haben ja nur so nach Unterricht
geschrieen.
Saramago \o/
"😉as Adjektiv "eigentlich" ist ein durchaus brauchbares Synonym für "tatsächlich"."
Nein, das ist es sicher nicht. 🙂
Es gibt EINEN wirklichen Sinn für das Wort "eigentlich" - nämlich "ursprünglich" (er kommt eigentlich aus Ungarn). Nur benutzt den niemand, statt dessen ist es als feiges Füllwort um so beliebter.
"hehe eigentlich nen guter artikel 😛 "
Ungewollt komisch?
Welches Wort kürzt hier dein Wörtchen "nen" ab?
Vielleicht "einen"? Für "ein" steht es sicherlich nicht..
Einen dummer Fehler, oder?
Ich wollts eigentlich nicht sagen Jimie, ich dachte schon, ich bin der einzigste dem es auffällt. 😛
Ich benutze das Wort auch gerne mal, in der Regel aber in der Version, auf die Bantak hingewiesen hat.
kann mich nicht entscheiden, ob es nun wiedermal eine demonstration ach so kluger subtilität sein soll oder bloß ein beitrag zum spam in den edt. medien... also, warum wurde der artikel eigentlich veröffentlicht?
sowas von votiert 😃
Ich würde mir das Wort "eigentlich" ohne nachgeschlagen zu haben so erklären, als daß man bei einem "eigentlich" Satz von keinen weiteren äußeren Einflüssen ausgeht. "Eigentlich", "An sich", "im Grunde".
Ich habe "eigentlich" gelernt.
(Berücksichtige dabei nicht, wieviel ich hätte lernen müssen)
Ich habe "eigentlich" nichts schlimmes getan.
(Berücksichtige dabei nicht, daß etwas unbewusst durch eigenes Handeln ausgelöst wurde)
Ich habe "eigentlich" vor in den Urlaub zu fliegen.
(Berücksichtige dabei nicht, daß aufgrund äußerer Umstände dies noch auf der Kippe steht, bsp: Arbeit)
"er, für mich ist die Verwendung eines Füllwortes wie "eigentlich" wahlweise auch "nun" oder "und" eine Möglichkeit, darauf hinzuweisen dass der Satz in sich nicht geschlossen ist, sondern Bezug nimmt auf einen zweiten Satz bzw. eine weitere Information."
Jahaaaaa, WENN der zweite Teil denn folgen würde! 😉 Nur bleibt die zweite Information meist aus bei den eigentlich-Feiglingen!
Nein Saramago das siehst du falsch, das wort eigentlich bezieht sich auf das "eigentliche" gespräch, das zuvor besprochen wurde.
"Es gibt EINEN wirklichen Sinn für das Wort "eigentlich" - nämlich "ursprünglich" (er kommt eigentlich aus Ungarn). Nur benutzt den niemand, statt dessen ist es als feiges Füllwort um so beliebter."
Kommt das wort jetzt aus Ungarn oder nicht? *verwirrt*
Da war ein Beiiiiispielsatz, da fehlten die Anführungszeichen.😁 check Mail übrigens, por favor..
Saramago: "Es gibt EINEN wirklichen Sinn für das Wort "eigentlich" - nämlich "ursprünglich" (er kommt eigentlich aus Ungarn). Nur benutzt den niemand, statt dessen ist es als feiges Füllwort um so beliebter."
Ich kann kein ungarisch, aber "eigentlich" kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutete damals "ausdrücklich".
Und das Adjektiv "eigentlich" ist sehr wohl ein Synonym für "tatsächlich", so steht es im Wörterbuch, so wird es in der Presse verwendet und so verstehe es auch ich.
Quote: Jahaaaaa, WENN der zweite Teil denn folgen würde! 😉 Nur bleibt die zweite Information meist aus bei den eigentlich-Feiglingen!
Das ist ja nun der Unterschied zwischen explizit und implizit,
wenn ich davon ausgehe dass meinem Gesprächspartner der zweite Teil implizit geläufig sein wird, dann spare ich mir doch dessen explikation.
Typisches Beispiel einer impliziten Rede:
"Kannst Du mir mal das Salz reichen?" - Tatsächlich möchte ich dass Du mir das Salz gibst, aber ich sage es nicht explizit. Stattdessen stelle ich die Frage nach deiner Befähigung, sich ergebend aus deiner Position am Tisch, dem vorhandensein deiner Hände etc.
Mein Wunsch "😉ass Du mir mal das Salz geben mögest" ist in der Aussage nur implizit enthalten. Es funktioniert aber trotzdem, die meisten Leute würden mir wohl das Salz reichen anstatt einfach nur zu antworten: "Yes, I can!"
ganz klar votiert
Mit der deutschen Sprache wird eh viel zu viel Schindluder getrieben, da ist man über jeden gut geschriebenen Artikel und Komentar dankbar.
Dass Du dann auch noch das unsägliche, nichtsnutzige und peinliche "einzigste" verarbeitest macht den Beitrag richtig wertvoll!
Das wäre doch mal was für unsere "deutsche Kultur" Verfechter, hier könnte man dran arbeiten.
Denn die Sprache wird ja nicht durch Überfremdung sondern durch unsachgemäßen Umgang gefährdet.
Ja, Garibaldi, wenn du "eigentlich" im Sinne von "ursprünglich" as "tatsächlich" einsetzt (Himmel, was ein Satz!), ist es auch legitim: "😉ie eigentliche Gesetzesvorlage besagte ..."
Von wegen Presse - wenn du "eigentlich" schreibst, überleg es dir genau, bevor dein Chefredakteur einen angewiderten Gesichtsausdruck bekommt.😁 Bei Nachrichtenagenturen ein absolutes No Go, es sei denn im Sinne von ursprünglich.
Bantak, bedingt ja. Allerdings ist dein Beispiel so eine Sache. 😉 Du formulierst einen faktischen Imperativ in eine Frage um aus Höflichkeitsgründen. Das ist etwas anderes.
Auch "implizit geläufig" ist so ein Ding mit Pfiff.
"Was hältst du denn von Peter?" - "Och, der ist eigentich ganz nett!"
Implizit ist da gar nchts klar. Der feige Sprecher ist raus aus der Nummer, er hat ja nichts gesagt ... und der Empfánger kann wählen zwischen "😉er ist nett" oder "Ein nichtssagender Depp".
Google spuckt alleine für den Ausdruck "das eigentliche Problem" 864.000 Ergebnisse aus und vieles davon sind Zeitungsartikel. Wenn Nachrichtenagenturen etwas gegen das Wort haben ist das ihr gutes Recht, dennoch ist es im Sprachgebrauch weit verbreitet.
Mein eigentliches/ursprüngliches Problem war, dass du in deinem Artikel nur das Adverb "eigentlich" besprichst. Die bloße Existenz des Adjektivs "eigentlich" kannst auch du nicht abstreiten.
Mein Name ist übrigens Garibald 😉
*wech mit dem i, pardon* Garibald, das "ursprüngliche/eigentliche Problem" ist gar nicht strittig.
@saramago Da hat wohl jemand zu viel Babylon 5 geschaut 😁 😛
Aber in meinem kopf heißt du auch immer SaramaNgo frag mich nicht warum ...
Übrigens hammer wie viel diskussion das hier angestachelt hat xD
Und dabei fehlt der hammer noch o0 ( doch gehackt worden? 😒 )
Quote: Auch "implizit geläufig" ist so ein Ding mit Pfiff.
"Was hältst du denn von Peter?" - "Och, der ist eigentich ganz nett!"
Implizit ist da gar nchts klar. Der feige Sprecher ist raus aus der Nummer, er hat ja nichts gesagt ... und der Empfánger kann wählen zwischen "😉er ist nett" oder "Ein nichtssagender Depp".
Für dieses Beispiel stimmt das schon, aber Du machst ja das Wort bzw. den Gebrauch des Wortes generell runter.
Mir geht es darum dass es zwar auf diesem deinem Beispiel möglich sein mag dass die Verwendung des Wortes dort einen negativen Charakter hat, dass das Wort aber in einer vielzahl anderer Kontexte neutral oder sogar passend (also Bedeutungstragend im Sinne von Ausdruck der Offenheit des Satzes) oder positiv (er benimmt sich zwar gerade wie ein Arsch aber EIGENTLICH ist er ganz nett) Verwendung finden kann.
Wenn du es so sagst, habe ich gar keine Opposition. 🙂 *freue mich übrigens über das lebhafte Gespräch hier - ganz uneigentlich* Aber achte bitte mal selbst drauf ab heute und sag mir in vier Wochen, ob du mir zustimmst: In 90% aller Fälle *charmant geschätzt* liegt das "eigentlich" zwischen unnütz und feige.
Ein netter Artikel, der mal vom Geschehen etwas ablenkt. Unterhaltsam.
Der Artikel ist eigentlich überflüßig. 😃