Dunkel und übel riechend

Day 976, 11:38 Published in Germany Germany by von Hammer


Dunkel und übel riechend

Ein Bericht von Chefredakteur Carl Gustav von Hammer

Vom Treffen in einer Tiefgarage und der Erkenntnis, dass die Welt doch voller übel stinkender Gestalten ist.

Ich ärgerte mich. Ich hatte meinen Wagen in einer Tiefgarage abgestellt und offenbar war ich einer der letzten, die ihr Fahrzeug zu weit fortgeschrittener Abendzeit noch abholen mussten. Nunja, es wird schon nichts passieren, dachte ich.

Es stank fürchterlich, irgendwer muss da uriniert haben, auch hörte ich Rascheln und mir kam der Gedanke hoch, ich könnte es hier mit Ratten zu tun bekommen. Viechzeug, Geschmeiß, übles Getier, welches sich im Dreck am wohlsten fühlt... da trat ein mir völlig Unbekannter aus dem Schatten und fing sofort an, auf mich einzureden.

"Sehr geehrter C.G. von Hammer, erst einmal Glückwunsch zur zurückliegenden Parteipräsidentenwahl!", fing er an und legte dabei seine Handkante an den Mund. "Sollten Sie sich fragen wer hinter "Valkyr" steckt, bzw. von wem Sie hier kontaktiert werden, so muss ich Sie leider enttäuschen. Sollten Sie dennoch nach einem Bezugspunkt suchen um mich ansprechen zu können, so nennen Sie mich einfach Odin."

Ich hob meine Augenbrauen und schaute hinüber zu meinem Wagen. Seine Stimme wurde noch unheimlicher als er fast flüsternd sagte:

"Sicherlich fragen Sie sich bereits, was dieser Auftritt soll: Dazu muss ich Ihnen erst einmal erklären, was "Valkyr" ist. Unsere Agentur unterhält Kontakte in unterschiedlichste Kreise. Mit Hilfe eben dieser Kontakte ist es uns möglich unterschiedlichste Informationen zu sammeln. Informationen die letztlich weiterverkauft werden.
Für Sie könnten dabei beispielsweise Inhalte aus verschiedenen Parteiunterforen im eDeutschland-Forum für medienrelevante Themen interessant sein, sowie Informationen über Kontakte aus dem eBND. Ihre Zusammenarbeit mit "Valkyr" bleibt dabei stets verdeckt, sodass auch die Bezahlung über den Devisenmarkt erfolgt. So gibt es keinen Faden zwischen Ihnen und "Valkyr". Sollten Sie nun interessiert sein, so lassen Sie es uns einfach wissen."

Rückwärts gehend erreichte ich mein Fahrzeug. Mit zitternden Händen bekam ich die Tür auf, setzte mich hinein und versuchte ein Lächeln. Bloß den Mann nicht verärgern, dachte ich mir.

&quot😉as... ähem... klingt interessant", sagte ich und blickte in Richtung Ausfahrt. "... kommt aber für die gewählte Strategie einer offenen Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner nicht in Frage. Ich kann Ihnen aber im Gegenzug anbieten, für Sie oder Ihre interessierte Klientel entsprechende Neuigkeiten über meine Presse zu verbreiten, natürlich kostenlos..."

Ich drehte den Schlüssel, der Motor sprang an, mir rann der Schweiß von der Stirn. Dann legte der Mann seine Hände auf das Autodach. Seine Stimme wurde deutlicher. Sein Mundgeruch auch.

"Es geht nicht nur um Presserelevante Themen, sondern auch um möglicherweise für Sie persönlich interessante Dinge. Offizielle Kandidaten für den Kongress, bevor diese aufgestellt wurden, geplante Operationen des eBND etc.. Zudem bieten wir an, national sowie international auf geheiß hin Gruppierungen zu infiltrieren. Das heißt wir beschaffen alle für Sie relevante Informationen, egal welcher Art."

Ich kriegte den Gang nicht rein. Verdammt, lass dir was einfallen, du Idiot, dachte ich verzweifelt. Da hörte ich mich sagen: "Nun wird es doch interessant für mich. Ich würde nämlich gerne wissen, in welchen Parteien welche Maßnahmen gegen die eDVP geplant sind und wer dafür verantwortlich zeichnet. Können Sie das ermitteln und was würde mich diese Informationsbeschaffung kosten?"

Der Mann, dessen Gesicht ich einfach nicht erkennen konnte, schien zu grinsen.

&quot😉iese Art der Aufgabe dürfte kein großes Hindernis darstellen", sagte er. "Eine Überprüfung der Sachlage dürfte mit einem Schnupperpreis von 2 Gold zu buche schlagen. Gezahlt wird im voraus, dauern würde eine umfangreiche Prüfung maximal eine Woche, wahrscheinlich weniger. Das hängt von der Aktivität der Kontakte ab."

Ich stammelte, dass ich mir das überlegen wolle und endlich, endlich, endlich kriegte ich den Gang rein. Dann gab ich nur noch Gas. Ich meine, der Mann hat mir noch hinterher gewunken und gedroht, es werde Konsequenzen haben, wenn ich nicht zahle. Gott, bin ich froh, diesen Abend überstanden zu haben.

Ich kann nur jedem raten, seinen Wagen nicht in ein solches Drecksloch abzustellen. Die Welt ist doch voller dunkler und übel riechender Gestalten.

Mir steht noch immer der Schweiß auf der Stirn...