Die Red außer Kontrolle

Day 965, 09:23 Published in Germany Germany by GeBe


Ein Kommentar eines normalerweise unparteiischen Stilllebens.

Am gestrigen Tag holte das Berliner Tageblatt und sein so genannter Chefredakteur, zu einer weiteren populistischen, semi-qualifizierten Hasstirade gegen das so verhasste Establishment aus. In dem Artikel „Forum außer Kontrolle“, schreibt der mittlerweile berüchtigte Redakteur, der von sich selbst am liebsten in der 3. Person schreibst, über vermeintlich unhaltbare Zustände hinsichtlich des von der Mehrheit der deutschen Spielerschaft genutzten Forums.

Das Problem das ich mit dem Schriftstück, bzw. dem Verfasser habe ist nicht die Tatsache, dass er sich öffentlich über etwas beschwert oder seine gegensätzlichen Ansichten unters Volk bringen möchte. Wenn man wie er, man korrigiere mich falls ich mir irren sollte, versucht einer politischen Partei einen Richtungswechsel zu geben und eine neue politische Kraft in der hiesigen Gesellschaft zu etablieren, dann muss man klar Stellung beziehen und markante Aussagen machen. Das würde ich niemandem und auch ihm nicht absprechen.

Man muss aber nicht zum Rattenfänger werden und mit Hilfe plumper, bei näherer Betrachtung unhaltbarer, Anschuldigungen, Unterstellungen und unterschwelliger Drohungen gegen diejenigen Spieler, die sich in ihrer Freizeit um die deutsche Spielerschaft bemühen und versuchen so den Spielspaß für alle zu erhöhen, auf Stimmenjagd gehen. Es gibt mehr als eine Partei in Deutschland, die man sich zum erklärten Feindbild wählen kann, um eine kleine bis mittlere Gemeinde hinter sich in einer Partei zu vereinen. Meinetwegen soll man sich die OMG dazu aussuchen, oder auch mich, wenn man den politischen Gegner unbedingt personalisieren muss.

Wenigstens wird den Leuten im inoffiziellen offiziellen Forum die Freundlichkeit nicht abgesprochen. Ich vermute aus reinem Kalkül, um keinen potentiellen Wähler zu vergraulen. Es reicht ja schon, wenn man das Ganze in eine Verschwörungstheorie packt und die aktiven User, Moderatoren und zu guter Letzt auch den Betreiber des eDeutschland-Forums als machtbesessene, elitäre Spielergruppe darstellt. Die armen neuen Spieler werden da angeblich in festgeklopfte Machtstrukturen eingebunden und sektenartig im Sinne der Elite gefügig gemacht und gelenkt. Die Mentoren, die offiziell ja nur persönlichere Einstiegshilfe leisten sollen, werden da ganz schnell zu Missionaren des Regimes. Das diese einen Neuling aus einem möglichen Gesundheitstief helfen können, wird dabei allein im Sinne von „Zuckerbrot und Peitsche“ dargestellt. Der Akt der Nächstenliebe muss einer solchen Truppe ja vollkommen abhanden gekommen sein. Liest man den Artikel weiter, sind die Minister und Präsidenten ja ohnehin völlig inkompetent. Um Präsident zu werden muss man halt nur in der richtigen Partei sein und das richtige Grüppchen von Leuten kennen. Wenn das mal nur EIN Grüppchen wäre.

Man fragt sich beim weiterlesen, weshalb der Autor überhaupt noch erwähnt, das unangenehme Fragen in diesem fragwürdigen Forum unbeantwortet bleiben. Dass kritisches Gedankengut in einer derart gleichgeschalteten Gesellschaft keinen Platz haben darf, versteht wohl auch der unterbelichtetste seiner Leser. Mich würde dann aber doch schon brennend interessieren, was der Autor meint, wenn er schreibt „Bei seinen Bemühungen, Licht ins Dunkel dieser Spielergruppe und in diese äußerst zwielichtigen Machtstrukturen zu erhalten, hat der Berliner Tagesspiegel die Erfahrung machen müssen, dass dies erfolglos bleiben muss.“ Ich denke nicht, dass ich erwähnen muss, dass es auch dem folgenden Teil des Artikels an differenzierter Betrachtungsweise mangelt. Man stellt zwar skandalöser Weise fest, dass der Forumsbetreiber auf eine Anfrage nicht geantwortet hat, die Frage, weshalb ein Forumsbetreiber nicht antwortet, stellt man sich hingegen nicht. Da kann man sich pauschal vom Forumbetreiber der offiziell offiziellen Foren mal eine Scheibe abschneiden. Da erhält man umgehend oder auch erst nach einem halben Jahr Antwort.

Dass verschiedene Spieler den elitären Charakter einer Gruppe unterstreichen, verwundert im Übrigen auch nicht wirklich. In jedem Browserspiel gibt es elitäre Gruppen und je nach der Person, der man die Frage nach solchen Gruppen stellt, wird vermutlich unterschiedliche benannt bekommen. Bis vor einigen Monaten war die OMG der Inbegriff des Filz, heute sind es die Steinmetze und morgen vielleicht die SPeD. Die Gruppen ändern sich, einzig der Filz bleibt.

Irgendwann wird der Artikel des Berliner Tagblattes dann aber doch noch etwas handfester. So habe das externe Forum den Vorteil, dass die Admin rechte viel besser vergeben werden könnten und das interne Forum ohnehin misst sei. Man ahnt schon wie diese Aussage eines ungenannten Informanten ausgelegt werden wird. …die Elite vergibt die Rechte und sichert seine eigene Machtposition ab, wetten? Muss man aber scheinbar doch noch etwas drauf warten, denn zuvor gilt es ja noch weitere Skandale zu wittern und aufzudecken. Unzählige nicht-öffentliche Forumsbereiche, na wenn das mal nicht nach Verschwörung riecht. Dass es einen Sinn haben könnte, das ein Forum nicht für jeden Nutzer eines Forum zugänglich ist und nicht zwangsläufig bedeutet, das böswillige Machenschaften vertuscht werden sollen, sollte eigentlich selbst dem Autor klar sein. Denn welche politische Gruppierung möchte denn, dass beispielsweise parteiinterne Strategiedebatten öffentlich zugänglich sind? Ich nehme es mal vorweg, eine solche oder ähnliche Vermutung kommt ihm nicht in den Sinn. Wäre für den Tenor seines Artikels vermutlich auch zu kontraproduktiv. Man will ja zu der unumstößlichen Feststellung gelangen, das wir hier in einer Diktatur leben.

An der Stelle würde der Artikel eigentlich erheiternd werden. Immerhin wird der Teil der Spielerschaft, der sich im IRC aufhält, einfach mal pauschal als minderbemittelte, linientreue rofl-Szene abgestempelt. Er würde wirklich erheiternd werden, wäre da nicht noch diese eine, kleine Niveaulosigkeit. Bis zu diesem Punkt hat der Autor die Grenze zu dem, was man in eRepublik und seinen Zeitungen mitunter gewöhnt ist noch nicht überschritten. Den Forumsbetreiber des deutschen Forums aber namentlich, mit Wohnort und Hinweis auf einen vermeintlich ihm gehörenden Facebook-Account (wenigstens will man das suggerieren) zu benennen, ist dann aber doch ein Schritt weiter als normal. Die absolute Niveaulosigkeit wird dann aber erreicht, als im Artikel darauf hingewiesen wird, dass das deutsche Forum in Ermangelung eines Impressums auf „rechtlich wackeligem Boden“ stehen würde. Da sollte sich jeder Leser einmal fragen, wozu wird so etwas erwähnt? Da wird mal schnell der §XYZ des Rundfunkstaatsvertrages (RstV) – ja man kennt auch die Abkürzung - zitiert und ein schönes kleines Szenario mit Anwalt, Abmahnung und weiteren hübschen Worten ausbaldobert. Nochmal: Wozu wird so etwas erwähnt? Wenn es dem Autor wirklich nur um die Rechtssicherheit des namentlich, mit Wohnsitz und vermeintlichem Facebook-Account genannten Forumbetreibers ginge, dann hätte doch eigentlich eine kurze Nachricht gereicht und gut. Wenn er dann nicht antwortet, ist das zwar schade, eventuell auch schmerzhaft für das eigene Ego, aber nicht mehr länger Problem besagten Autors.

Ich weiß, dass ich mich mit diesem linientreuen und abbügelnden Artikel als Teil einer elitären Gruppe machthungriger Spieler oute. Aber ich habe es einfach nicht geschafft beim Lesen mein gleichgeschaltetes Hirn abzuschalten und die eine oder andere Aussage in diesem Text mal kritisch zu hinterfragen. Was man im Übrigen bei jedem Artikel, auch diesem hier, tun sollte.