Die kommende CP-Wahl - Vergiftete Trauben?

Day 1,282, 11:35 Published in Germany Germany by Iseutz

Für Musikfreunde: Justice - Phantom


Hallo allerseits,

ich beziehe mich mit der nun folgenden Auseinandersetzung auf den Artikel von Wonne, der vor zwei Tagen im Namen der Steinmetze, OMG und KPeD ankündigte, keinen eigenen CP aufzustellen und auch bei den Ministerposten Zurückhaltung zu demonstrieren. Es ist mir ein Anliegen, dieses Angebot ein bißchen näher unter die Lupe zu nehmen. Sobald alle ihre Bergsteigerausrüstung kontrolliert haben, geht's los...

Für die Aktion werden folgende Gründe angeführt:
a) die bisherige Führungsriege macht aktiv einen Schritt zurück, um allen anderen eine reale Chance auf einen Sieg einzuräumen,
b) die künftige Regierungsmannschaft kann so aufgrund ihrer abweichenden Perspektive möglicherweise einen anderen Stil pflegen, anstelle jenem, der bisher immer wieder Kritik heraufbeschworen hat,
c) dieses Angebot soll der innerdeutschen Zusammenarbeit dienen und das Miteinander stärken.



Bösartig oder bloß dumm?
Was sich zunächst nach einer Idee mit Potential anhört, verbirgt jedoch einen ganzen Wald von Haken und Fallstricken. Ich persönlich weiß nicht, ob dies daran liegt, daß die Planer der Idee nicht gründlich genug nachgedacht haben oder ob das alles Absicht ist. Generell gefällt mir keine der beiden Varianten und daß in den innerparteilichen Diskussionen diesbezüglich keine Kritik geäußert wurde, macht die Bewertung der ganzen Angelegenheit leider auch nicht leichter.



Die Kritik im Einzelnen
Die Zurückhaltung der großen Drei ist allenfalls ein symbolischer Akt, da er über Kandidaturen in den kleinen Parteien 'ausgeglichen' werden kann. Es wurde bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht, daß im Falle ausschließlich 'falscher Kandidaten' noch mindestens ein genehmer Kandidat einspringen würde (bzw Einzelne selbst tätig werden). Dies zeigt auch deutlich, daß die Parteien sowieso niemandem vorschreiben können, wer zu wählen wäre. Der propagierte Konsens ist demnach allenfalls einer der federführenden Parteimitglieder.

Generell haben sich die Umstände in eRepublik wieder einmal geändert. In Zukunft ist der CP weit weniger 'wert' als bisher. Der Kongreß kann inzwischen im Zweifel sämtliche Aspekte der Staatsführung unabhängig bestimmen (NE proposals, Steuersetzung, Annahme von MPPs, Verwaltung der Staatskasse, Einbürgerungen). Im vorliegenden Fall ist dies doppelt relevant, betrachtet man den gegenwärtigen Stand der Wahl. Es deutet sich bisher an, daß im kommenden Monat mindestens eine nominelle Zweidrittelmehrheit der selbsternannten Filzparteien (Steinmetze, OMG, KPeD) vorliegt.

Der CP ist, so er nicht die Unterstützung aller 'Mitregenten' genießt, allenfalls Gallionsfigur. Im 'Notfall' kann er von der Vorgängergruppierung ohne großes Federlesen beiseite geschoben werden. Das Risiko, ein (außenpolitisches) Desaster zu entfesseln, wäre also selbst mit dem allerschlimmsten Präsidenten gut kontrollierbar. Und alle anderen nicht-so-schlimmen Kandidaten würden aus Gründen des Pragmatismus sowieso nichts an der aktuelle Stoßrichtung unserer (Außen)Politik ändern.

Der Machtverlust des CPs, welcher auch im künftigen Wegfall der Staats-orgs (plus zugehörigen Staatszeitungen) und der angekündigten Zurückhaltung der alten Ministerriege verstärkt würde, hat zur Konsequenz, daß einschneidend positive Veränderungen extrem unwahrscheinlich werden. Ein tabula rasa der bisherigen Strukturen und Verfahren wäre ein schwerer Schlag für das Organisationsvermögen jeder neuen Regierung. Entscheidend wird sein, welchen Arbeitsaufwand ein neues Nichtfilz-Team an den Tag legt. Da wir bisher jedoch keine gewaltigen Kraftanstrengungen und auch keine außergewöhnlich fähigen Individuen außerhalb der Regierungskreise beobachten konnten, ist die Wahrscheinlichkeit eines Quantensprungs in der Regierungsarbeit ausgesprochen gering. Sollten sich die bisherigen Regierungsmitglieder zudem gänzlich weigern, Hilfe in Form von Wissenstransfer zu leisten, wären das zusätzliche Hürden auf einem ohnehin steinigen Weg.

Ein weiterer Kritikpunkt mag darin zu finden sein, daß die gegenwärtige Umbruchphase hinsichtlich der altbekannten Steuerungsmöglichkeiten einer Regierung ein gewisses Risiko beinhaltet. In Kombination mit der Schwächung des CP und einer schlecht vorhersagbaren Gesamtentwicklung (inklusive andauernder Auslöschung eDeutschlands), mag es der aktuellen Führungsgruppe bequemer erscheinen, andere während dieser Tiefphase in den Fokus erwartbarer Kritik zu rücken. Aufgrund der geringen Erfolgsaussichten einer unerfahrenen Regierungstruppe dürfte das nachfolgende Regierungstätigkeiten außerdem in ein besseres Licht rücken. Insbesondere, da man einen entspannten Monat hat, um sich angemessen auf eine neue Regierungszeit vorzubereiten.

Abschließend seien noch die Harmonisierungsanstrengungen in Frage gestellt. Die Inkaufnahme von möglicherweise zerstörerischen Defiziten im MoC, aber auch hinsichtlich der BW und der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit, kann kein ehrlicher Ausdruck vom Überwinden der unzweifelhaft vorhandenen Gräben sein. Statt dessen werden diese noch größer gemacht; immerhin rückt der Filz nicht auf die 'oppositionellen' Kräfte zu, sondern noch weiter von diesen weg (ganz besonders, wenn man unterstellt, daß es lediglich eine Demonstration darstellt, wer kompetent oder eben inkompetent ist). Dies mag als politischer Schachzug sinnvoll sein und auch unterhaltsame Aspekte beinhalten, für das gesamtdeutsche Gemeinschaftsgefühl trägt solch eine Strategie nicht im Geringsten bei. Es scheint vielmehr ein zusätzlicher Köder für die PuLSeD zu sein, welche sich bereits öfters für ein Zusammenrücken aller eDeutschen stark gemacht hat und nun schlecht ablehnen kann, ohne ihre ureigene Position als Luftnummer zu diskreditieren.



Der ostentative schritt 'zurück' ist demnach generell nicht als ein Schritt weg von der Kontrolle eDeutschlands zu verstehen, da sowohl Wählerunterstützung als auch der bisherige Einfluß der beteiligten Personen nicht verschwinden; theoretisch sogar direkt gegen den amtierenden CP und seine Regierungsmannschaft genutzt werden können, sofern diese Anstalten machen, mehr als nur kosmetische Änderungen vorzunehmen. Angesichts dieser vielfältigen Gegenargumente bleibt nur der Schluß, daß hier schlicht Theater gespielt wird.

Ich denke, daß die Mehrheit der Parteimitglieder tatsächlich den guten Willen unterstützen, vor allem, weil die meisten Menschen nicht alles aus dem Blickwinkel politischer Strategien betrachten, sondern einfach gutmütig sind. Allerdings habe ich so meine Zweifel was die Intention der Initiatoren angeht.

Daher sollte jeder, ganz gleich welcher Partei zugehörig, ein weiteres Mal in sich gehen und überlegen, ob eine solche Verweigerungsstrategie trag- bzw. hinnehmbar ist. Oder ob es nicht viel besser wäre, den Beteuerungen zu mehr Gemeinschaft und Öffnung durch entsprechend kooperatives Vorgehen Substanz zu verleihen.

Iseutz