[UPiL] Vergangene Tage

Day 1,921, 12:31 Published in Germany Germany by djnewdream

Lange Zeit sehe ich nichts. Wie in einem Vakuum bewege ich mich leichtfüßig und unbeholfen zugleich. Mir ist furchtbar schlecht, aber ich fühle mich trotzdem ziemlich gut. Die Gestalt, die auf mich hinabschaut, obgleich sie in weiter Ferne ist, wirkt erstaunlich groß und überaus würdevoll. Sie scheint auf mich zuzugehen, obwohl sich alles zu meinem Entsetzen in Schwerelosigkeit befindet. Je näher die Gestalt kommt, umso mehr schwinden die groben Züge und bringen etwas zum Vorschein, was ich zunächst nicht für möglich hielt: Ich kenne diese Gestalt. Als ob jene meine Gedankengänge mitgelesen hätte, bewegt sie sich nun mit erstaunlich schnellem Tempo auf mich zu. Panik macht sich in mir breit, ich möchte umgehend wegrennen, doch ich bewege mich nur sehr mühevoll und in langsamen Tempo in diesem endlos wirkenden Raum in die entgegengesetze Richtung der wachsenden Bedrohung. Das ist unmöglich! Wie kann das sein?! Wieso ist sie noch am Leben? Und wie hat sie mich gefunden? Mit jeder Annährung wird die Gestalt größer und größer, die Schatten scheinen kein Ende zu nehmen, bis alles vollkommen dunkel wird. Auf einmal ist alles leer. Es passiert lange nichts. Alle hellen Lichter sind wie aus dem Nichts verschwunden - nur die Erinnerung an die Gestalt mitsamt der Waffe, die ich eindeutig als meine erkannt hatte, schwebte wie eine Wolke über mir und drang immer wieder in mich ein und aus, als ob mein Körper keine Barriere wäre. Die Welt scheint vollkommen aus den Fugen geraten und unberechenbar, bis sich schließlich ein furchtbarer Brechreiz in mir ausbreitete und ich mit aufgerissenen Augen einen unglaublich heftigen Schmerz in meiner Brust verspürte. Ich registriere, dass ich auf dem Boden liege und neben jeder Menge Flüssigkeit auch das 3-Gänge-Menü aus dem Restaurant "le coq au vin" unwillkürlich dem mich Umgebenden präsentiere und dabei mit ziemlicher Sicherheit keinen einzigen Zentimeter unbedeckt gelassen habe.

Über mir hocken zahlreiche Personen und ich vernehme lautes Geschrei und Schluchzen, mir wird plötzlich verdammt kalt. Mein Körper beginnt unsystematisch zu zucken, was dem fremden Typen, der offensichtlich mit seiner markanten Kleidung sowas wie ein Sanitäter zu sein schien, ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Ich erkenne Isabell und Joshua - sie mit weinerlicher Stimme und großem Lächeln und er lautlos mit besorgter Miene - beide schauen auf mich hinab und scheinen auf etwas zu warten. Ich beginne zu reden. Zumindest war ich der festen Überzeugung, dass ich gerade etwas gesagt hatte, doch reagieren wollte keiner. Ich rief und rief und schrie mir die Seele aus dem Leib - doch keine Reaktion. Ich wollte doch nur das Messer übergeben, aber keiner versuchte nach diesem zu greifen. "Verdammt Isi! Jetzt nimm schon dieses scheiß Messer! ISABELL! LOS JETZT!". Meine Augen wurden furchtbar schwer und fielen zu als ob sie nie was anderes getan hätten - ich wehrte mich mit aller Kraft, doch blieb mir nur noch mich in mein Schicksal zu fügen. Zu meiner weiteren Verwirrung wachte ich mit einem Ruck auf und befand mich an einem Strand. Neben mir liegt diese Gestalt - jetzt kleiner, dafür mit unangenehmen Anzeichen des Ablebens. Das Gesicht ist vollkommen zerstochen, tausende Einstiche verzierten die ehemalige Gesichtsfläche und man konnte ziemlich gut den Kiefer abschätzen, der sich unter dem zerfetzten Gesichtsteilen abzeichnete. Wo zur Hölle....bin ich und warum...was ist das hier? Was passiert mit mir?

Fortsetzung folgt (als ob)...