[ShSl] Auf Abwegen (vierter Beitrag)

Day 1,707, 04:42 Published in Germany Germany by oranje93


Heute ist Halbzeit des Shoetry-Slams. Bis Freitag sind die Pforten für neue Geschichten noch offen. Des weiteren möchte ich ganz herzlich Kloppo danken, dass er eine Goldspende für den Gewinner hat springen lassen.

Viel Spaß bei der nächsten Geschichte!


"Auf Abwegen"

Es war früh am Morgen. Ich stehe auf. Meine jungen Knochen tragen mich bis zum Wasserkocher; das Wasser aufkochend warte ich auf den mir bald entgegenspringenden Toast. Mittelbraun und schön warm, so wie ich es am liebsten mag.

Nach einem erfolgreichen Frühstück und der Energie des Tees, kommt der Motor so langsam auf Touren. Ich beschließe morgen früh wieder Joggen zu gehen, einfach so, nicht, weil ich zu viel wiegen würde. Es ist die Leere, die mein Leben erfüllt, das große Nichts. Es trifft mich jeden Tag eiskalt. Ich springe schnell unter die Dusche, um alle schlechten Gedanken abzuwaschen und mich auf Kommendes vorzubereiten. Wie ein aus dem Ei gepuhlter Musterschüler stehe ich eine halbe Stunde später vor meinem Badezimmerspiegel. Es riecht angenehm nach Parfüm.

Ich begebe mich in mein Arbeitszimmer, eine Prozedur, die einer täglichen Routine gleichkommt. Ich setze mich an meinen Computer, lasse ihn die standardmäßige halbe Ewigkeit hochfahren. In der Zeit überlege ich mir, was ich wohl tun könnte, nebenher stöbere ich in der Fernsehzeitung nach guten Filmen, die heute laufen. Mit eben dieser gleichsamen routinierten Enttäuschung, dass keine guten Filme laufen, schalte ich auf das gewinnbringende RTL 2. Nach 5 Minuten hat sich mein Computer beruhigt. Er ist nicht gerade mehr der Jüngste, aber bei Leibe auch kein schlechter Freund. Der Bildschirm ist groß genug, um Filme artgerecht schauen zu können, für neue Spiele jedoch zu schwach. Ich entscheide mich, mal wieder etwas Neues auszuprobieren, zu lange schon versuche ich die Highscore bei „Don’t get bored IV“ zu knacken. Ich schaue mir kurz die Highscore an. Die ersten 10 Plätze besetzt „Bordom1991“, dahinter steht in Klammern „Sie“. Ich klicke sofort wieder auf „X“ und starre frustriert auf meinen Bildschirm.

Ich gehe ins Internet, Firefox mein ständiger Begleiter. Die sich selbstinstallierenden Toolbars, derer ich mich nur mit Mühe zur Wehr setzen kann, erleichtern mir meinen Netzaufenthalt angeblich ungemein. Auch sind alle Werbebilder an meine individuellen Interessen zugeschnitten; ich fühle mich gut aufgehoben. Ich klicke auf einige von den Bildern. Neben zahlreichen, eher weniger seriös wirkenden Selbsthilfeforen und einigen unmoralischen Angeboten von halbnackten Sexlegenden, kommt mir ein Serviervorschlag entgegen. Ich komme meinem Schicksal immer näher, ich fühle es. Etwas angespannt und mit großen Hoffnungen erkunde ich eine Seite über Browsergames.

Auf Erkundungstour auf der Seite gerate ich an viele interessant wirkende Spiele, ich entscheide mich jedoch noch weiter zu schauen, immer auf der Suche nach dem besten Spiel mit dem größtmöglichen Glückserlebnis. Und dann passierte es. Ich verklickte mich in all meiner Aufregung auf ein mir zuvor völlig unbekanntes Werbebanner mit der Aufschrift „eRepublik – The New World“. Dieser Link führte mich auf eine skurrile Seite, eine nett lächelnde Frau sagt mir, dass mein Land mich braucht. Entgegen allen Erwartungen meldete ich mich unverhofft an, mein Inneres garantierte mir, ich hätte nun endgültig den Abgrund meines Daseins erreicht. Nach einer schnellen Registrierung betrachte ich die Spielfläche ungewollt mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Das ist es. Eine Baustelle, an der DU arbeiten kannst. Du kannst dich hier selbst verwirklichen, das wird dein Therapiezentrum. Merkwürdige und eher billig wirkende Schaltflächen zeugen von großer Spielqualität, so behaupten es zumindest zahlreiche hochwertige Zeitungen und Möchtegernkönige; natürlich in euphemistischerer Form als ich. Ich denke wieder an die Zeit, als ich noch ein richtiges Leben hatte, verfalle kurzzeitig in Melancholie und betrachte wieder dieses Spiel. Lange Zeit passiert nichts.Ich sitze da. Auf einmal scheint mein Inneres eine Entscheidung gemacht zu haben: Ich bin bereit abhängig zu werden. Es kann beginnen.

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