Mit Raúl ist die Schale noch weiter weg

Day 977, 10:56 Published in Germany Germany by A-vitamin


Ausgabe 3


Mit Raúl ist die Schale noch weiter weg


Am Montag wird es offiziell verkündet werden: Der Mythos verlässt Real Madrid!
Drei Champions League Titel, sechsmal die Liga gewonnen, zweimal Torschützenkönig in Spanien, drei Intercontinental-Titel … wollte man alle Bestmarken erwähnen, die Raúl González Blanco in seiner Karriere eingeheimst hat, würde es diesen Artikel sprengen.

Real Madrid hat ihn freigegeben und zahlt das restliche Vertragsjahr freiwillig aus, wegen der grossen Verdienste des Spielers. Raúl ist das Symbol eines Mannschaftskapitäns. Kaum jemand hat es jemals geschafft, durch unermüdlichen Einsatz so viel Autorität im Umkleideraum auf sich zu konzentrieren. Der Mann, der nie aufgibt, der seine Mannschaftskollegen gerade in fast aussichtslosen Situationen zu Höchstleistungen getrieben hat.

Und jetzt geht er zu Schalke 04! Ausgerechnet auf Schalke will er seine Karriere beenden. Angebote aus England, aus arabischen Ländern, aus den USA hat er liegenlassen, um im Ruhrgebiet das Gnadenbrot zu essen. Wieso? Vielleicht um sich aus der Nähe anzuschauen, wie Mitmenschen aussehen, die seit 50 Jahren keine Schale anfassen durften?

Raúl selbst sagt dazu: “Na ja, sie waren die Ersten, die sich um mich bemüht haben, da habe ich nicht lange überlegt …” – Das wird man ihm glauben müssen. Vielleicht “nicht lange”, vielleicht aber auch gar nicht. Wer in den vergangenen Jahren mehr als sechs Millionen netto kassiert hat, sollte finanzielle Überlegungen längst nicht mehr in seiner Prioritäten-Liste haben müssen. Statt dessen hätte sich die Chance geboten, zum Ende Karriere nochmal Erfahrungen auf einem anderen Kontinent zu sammeln, neue Kulturen und Traditionen kennenzulernen.

Die neuen Erfahrungen werden sich jetzt auf “Currywurst und Pommes mit beides” und eine wahrlich nicht besonders attraktive Umgebung beschränken müssen. Sportliche Herausforderungen im Fussball haben sich für den langjährigen Kapitän von Real Madrid, der zwar Englisch aber kein Wort Deutsch spricht, beim Meister der Herzen sowieso erledigt. Verstehe jemand Raúl …

Das bringt uns zur anderen Seite der Medaille:
Was verspricht sich denn Schalke von der Transaktion? Prestige? Sicher ein bisschen, natürlich. Vielleicht kann man sogar den eigenen Fans noch ein paar Millionen Unterstützung aus den Rippen leihern angesichts des Image-Transfers. Ob das mehr sein werden als man Raúl an Gehalt überweisen muss, darf getrost bezweifelt werden. Selbst als Kapitän und Rekordspieler war Raúl selbst in Spanien nie wirklich ein Marketing-Zugpferd selbst mit einer grossen Vermarktungsmaschine im Rücken. Schalke wird das noch viel weniger schaffen.

Bleibt also der sportliche Aspekt: In dieser Hinsicht schiesst sich Magath, der nationale Trainer-Messias, der nie die Chance bekam, seinen Ruf im Ausland zu bestätigen, ein fettes Eigentor! Raúl, der in Spanien inzwischen längst “hijo del viento” (Sohn des Windes) als Spitznamen trägt, weil ihm inzwischen auch der langsamste Liga-Verteidiger bei einem 30-Meter-Spurt acht Meter abnimmt, ist eine deutliche Verschlechterung nach dem Weggang von Nutella-Kevin.


Zwar verliert ein echter Goal-getter seinen Torriecher nie, doch wirklich mannschaftsdienlich ist Raúl schon eine Weile nicht mehr, sass unter Trainer Manuel Pellegrini fast nur noch auf der Bank. Raúl wird auch auf Schalke Abstauber-Tore zur Bilanz beitragen können, doch das und mehr können andere Stürmer auch und besser. Raúl, der Mythos, hat einfach längst zu viele Kilometer auf dem Tacho. Schalke wird damit weiter von der lebenslang verzweifelt ersehnten Schale weg sein als vorher.

Ein Erfolg ist dieser Trasfer nur für die Mehrheit der Fans von Real Madri😛 “Gottseidank, jetzt laufen wir nicht mehr Gefahr mit zehn Mann zu spielen”, wie es in den einschlägigen Foren zu lesen ist.

Armstrong, Michael Schumacher oder Raúl – die grossen Sport-Denkmäler müssen nicht gestürzt werden – das schaffen sie ganz allein.

Brandon



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