Erstausgabe: Essay über einen Hammer und eine Sichel

Day 958, 15:39 Published in Germany Germany by Otis84
Ich heiße nicht nur Otis, sondern Euch auch herzlich willkommen!

Mit diesem kleinen Zitat Heinz Erhardts möchte ich meine Zeitung eröffnen und hoffe, mit diesem wie möglicherweise sporadisch zukünftigen Artikeln Anklang bei einigen Lesern zu finden auf dass sie sich erfreuen und erheitern an meinem Geschreibsel, welches womöglich teils satirisch, zeitweise (optimalerweise stetig) albern und tagesaktuell auch mal appellierend werden mag.

Zufälligerweise enthält gerade mein erster Artikel eben alle drei Elemente. 😉

Aber zunächst: Was treibt mich dazu, eine Zeitung zu gründen?
Dies hat einige Gründe: Zum Einen treibe ich mich schon geraume Zeit einzig in Kommentaren herum und haderte schon bei manchem Anlass ob des Fehlens eines eigenen Sprachrohrs an die geschätzten Mitspieler.
Zum Zweiten ließ mich das kürzliche Ausscheiden Yarens, unseres Obernihilisten des sinnvollen Schreibens und Supersatirikers, aus der Pressewelt angesichts der bevorstehenden Leere im Spaßjournalismus innerlich erschaudern. Keinesfalls soll dies Blatt eine Kopie Yarens sein, noch wäre ich dazu in der Lage - es wird sicherlich andere Facetten geben. Aber das wird sich noch herausstellen. Schau´mer ma, wah?
Aus aktuellem Anlass entschloss ich mich nun aber tatsächlich eine Zeitung zu gründen, kurioserweise gerade wegen eines Artikels eines gewissen von Hammer (welcher mir schon beim erstmaligen Lesen eines seiner Kommentare als unsymphatisch in´s Auge fiel), und zwar diesem:
http://www.erepublik.com/de/article/von-hammer-geht-in-die-politik-1444717/1/20

Folgendes, nämlich mein eigentlicher Artikel, war zunächst nur ein Kommentar zum obigen Artikel, aber da mir der Text am Ende der Liste, wo ihn eh keiner liest, im Endeffekt zu schade dafür war, hab ich ihn nun als ersten Artikel meiner Zeitung gewählt.

Kurz vorweg noch: Amüsiert über von Hammer´s Schreibstil sollte der meinige satirischerweise daran angelehnt sein. Nunja, aus "überspitzt" ist wohl "ausladend" geworden.. 😁 aber ich war dann grad so im Flow und mittig in der Not dem Ganzen noch ne sinnvolle Wendung zu geben, dass daraus dann dies wurde - sozusagen ein Essay, ein Pamphlet der Moral. Also nicht zu ernst nehmen, mir ist nur zu klar, dass dies ein Spiel ist und bleibt - aber dazu kann wohl auch sowas gehören.. 😉

Lange Rede - kurzer Sinn: Viel Spaß am Lesen!! Lob und vernichtende Kritiken sind gleichermaßen erlaubt (und gewünscht 😛 )


''Von Hammer, Sie sind ein GUTER Rechter!", sprach Otis. "Angeblich ja im wahren Leben liberal, angeblich, aber Sie stellen den gemeinen Rechten geradezu vorzüglich dar! Eine wahrhaft possierliche Karikatur. Detailgetreue Widersprüche in den Aussagen, stichhaltige Argumente ad absurdum und heuchlerisch unschuldige Tatsachenverdrehung, naiv gemixt mit Heulerei aus der Opferrolle und Anprangern angeblicher wie offensichtlicher gesellschaftlicher Missstände." Otis hält inne. 'Was kommt als Nächstes?', frage ich mich. Schnöde und doch sexy zündet er sich eine Pfeife an, langsam durch seinen Bart streichend setzt er erneut an: "Blubb blubb!", schmaucht die Pfeife vor sich hin - ein erhebender Moment. "Was mich an der ganzen Sache aber stets am meisten stört - und das nicht einzig aus rechten Kreisen - dass jede Kritik alsgleich als aus linken Kreisen kommend abgestempelt wird!! Meinesgleichen sind jene zwar durchaus symphatischer als die rechten, dennoch zähle ich mich doch als lupenreiner Demokrat der so genannten Mitte, welche gleichwohl ihr buntes Spektrum besitzt, gesellschaftliche Radikale und Umbrüchler aber als begründete Gefahr sieht und ihnen ebenso entgegen strebt. Nennt es biedermeierisch, aber das Bürgerliche will geregelte Bahnen mit Planungs- und Zukunftssicherheit." Elektrisierende Rauchschwaden ziehen durch den Erker, um seine Augen, sodass ich mich nicht des Eindrucks erwehren kann als stößen aus beiden gleichermaßen Blitze in die bedeutungsschwere Leere der dämmerigen Kammer.
Tatsächlich rafft er sich fast unmerklich zu schier doppelter Größe auf, drückt dies jedoch nur mit einem Brauenhub aus und erwidert mein Staunen: "Bürger der Mitte, oh arbeitsgemartertes Volk, Sehnsüchtige der Freude, lasst euch nicht instrumentalisieren von unseren vermeintlich ideologischen Nachbarn, den populistischen Seelenfängern aus den Tiefen der Extreme. Steht ein für eure Werte und die Freiheit der Gedanken. Nationalsozialisten und Faschisten wollen euch verunsichern und verführen, Kritik wird als linksgesinnt angeprangert und extremistisch konterkariert, womit eine zunehmende Lagerbildung in der Gesellschaft befördert wird. Jene Linke nehmen dies gern an und solcherart Verunsicherte, von ihnen selbst unbemerkt, wohlwollend unter ihre Fittiche, wodurch der Prozess nur beschleunigt wird und eine Eigendynamik erfährt, wie sie - einmal offenbar - erschreckenderweise in unser aller historischem Gedächtnis wie ein Gespenst, die Fratze der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, auftaucht und uns erschauern lässt. Keine Verharmlosung, kein heuchlerischer Schein der Geläutertheit und des Umdenkens, der neuen Stärke mit alten Werten einer düsteren Zeit in neuem, scheinbar friedlichem Gewand soll uns täuschen und nochmals blenden. Wider dem Extremismus, ihr hattet eure Chance und habt verführt zu Größenwahn und unvorstellbarer Inhumanität!" Die verglimmenden Reste der Asche fallen gleich einer Masse verrauchter seltsam kahler Schädel in ihr dunkles Grab und Otis schließt den glänzenden Ascher. Gedankenschwer sinne ich der Dinge, warte, doch der gütige Alte schweigt und sein Blick scheint träumend in´s Dunkel zu sinken - allein das Blitzen seiner Augen mag nicht erlöschen. Hoffnung?