Der Hamster und die Ameise

Day 708, 09:37 Published in Germany Germany by Zitroneneistee

Im Laufe der aktuellen Diskussion hab ich beschlossen wieder eine Fabel zu veröffentlichen.



Diesmal eine Fabel von Christian F. Gellert (1715-1769) Titel "Biene und Henne"

Die Biene und die Henne.

Nun Biene, sprach die träge Henne,
Dieß muß ich in der That gestehn,
So lange Zeit, als ich dich kenne:
So seh ich dich auch müßig gehn.

Du sinnst auf nichts, als dein Vergnügen;
Im Garten auf die Blumen fliegen,
Und ihren Blüthen Saft entziehn,
Mag eben nicht so sehr bemühn.
Bleib immer auf der Nelke sitzen,

Dann fliege zu dem Rosenstrauch.
Wär ich, wie du, ich thät es auch.
Was brauchst du andern viel zu nützen?
Genug, daß wir so manchen Morgen
Mit Eyern unser Haus versorgen.

O! rief die Biene, spotte nicht!
Du denkst, weil ich bey meiner Pflicht
Nicht so, wie du bey einem Eye,
Aus vollem Halse zehnmal schreye:
So, denkst du, wär ich ohne Fleiß.

Der Bienenstock sey mein Beweis,
Wer Kunst und Arbeit besser kenne,
Ich, oder eine träge Henne?
Denn, wenn wir auf den Blumen liegen,
So sind wir nicht auf uns bedacht;

Wir sammeln Saft, der Honig macht,
Um fremde Zungen zu vergnügen.
Macht unser Fleiß kein groß Geräusch,
Und schreyen wir bey warmen Tagen,
Wenn wir den Saft in Zellen tragen,

Uns nicht, wie du im Neste, heisch:
So präge dir es itzund ein:
Wir hassen allen stolzen Schein;
Und wer uns kennen will, der muß in Rost und Kuchen
Fleiß, Kunst, und Ordnung untersuchen.

Auch hat uns die Natur beschenkt,
Und einen Stachel eingesenkt,
Mit dem wir die bestrafen sollen,
Die, was sie selber nicht verstehn,
Doch meistern, und verachten wollen:
Drum, Henne! rath ich dir, zu gehn.


Anmerkung: Wer dieses Fabel Gedicht kennt, weiß das ich einen Abschnitt ausgelassen habe, da ich finde der letzte Teil nicht zur aktuellen Sachlage unseres Landes passt und hier nur ein Konflikt aufgezeigt werden soll.
Wie ihr das zu Interpretieren habt, ist eure Aufgabe, wer sich hier beleidigt fühlen darf, auch. (Ich hoffe dennoch das sich beide Parteien angesprochen fühlen)