Griechenland und der Zerfall Europas

Day 898, 15:59 Published in Germany Germany by Politicus
Kaum ein Thema erhitzt mehr die öffentliche Meinung in den vergangenen Wochen als dies, der Schuldenberg Griechenlands. Billige Boulevardblätter wettern gegen die horrende Verschwendung dieser Nation und deren utopischen Sozialleistungen, während Politiker die bedingungslose Finanzhilfe als unausweichlichen Sachzwang zur Wahrung der europaweiten Finanzstabilität propagieren und Banken heroisch deren Unterstützung anbieten. Doch ist diese Hilfe wirklich zu unser aller Vorteil und das Allheilmittel für die griechische Misslage?

Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, verkündete prestigereich, dass die deutschen Banken und Versicherer die bestehenden Kredite und Anleihen der griechischen Regierung nicht aufkündigen werden. Mehr noch, man sehe sich sogar in der Lage Anleihen der Förderbank KfW aufzukaufen, um so die Notfallsanierung zu finanzieren. Sprich, man erlaubt dem Schuldner seine Schulden zu mehren. Was durch die Medien wie ein Hoffnungsschimmer zelebriert wird, bedeutet jedoch nichts weiter als die Verbindlichkeiten einer Nation gegenüber privater Wirtschaftsunternehmen zu festigen. Somit erreicht die Spekulation mit Risikogeschäften ein ganz neues Level. Mit dem Unterschied, dass eine staatliche Legitimierung und Rückversicherung diesmal bereits im Vorfeld eingeräumt wird. Unter Inkaufnahme massiver Unruhen wird Griechenland kein anderer Weg bleiben als die teilweise Demontage sozialer Strukturen, zur Freude neoliberalistischer Großunternehmer und immer wachsender Einflussnahme der Privatwirtschaft am politischen Geschehen. Doch keine Leiche ohne Aasgeier und noch ehe der Kurs zur Hilfestellung feststeht entbrennen bereits in neoliberal angehauchten Politikerkreisen die Diskussionen um die Möglichkeiten einer Staatsinsolvenz. Leidige Folge einer solchen ist jedoch das Verflüssigen aller Substanzmittel zur Teilbegleichung der Schuld unter Ausschluss jeglicher neuer Verschuldung über einen definierten Zeitrum, bis hin zur Restschulderlassung. Da unter diesen Bedingungen jedoch ein Sozialsystem in seiner bekannten Form nicht tragbar ist, wittert man hier das künftige europäische Eldorado für Unternehmensstandorte, da erwartungsgemäß die Lohnnebenkosten in einem solchen Fall gering ausfallen dürften.

Das durch Kredite künstliche Konstrukt Eurostabilität gleitet europaweit seit Jahren zunehmend in die wohlwollenden Hände aktionärer Spekulanten. Da Schulden jedoch in der Regel eine Neuverschuldung zur Begleichung fälliger Zinsen, ohne dabei die Grundschuld zu begleichen bedeutet, sind ähnliche Szenarien auch für andere EU Nationen nur eine Frage der Zeit. Das Resultat ist eine Verlagerung von sozialpolitischen zu wirtschaftlichen Interessen. Ob dies schlussendlich uns zum Vorteil gereicht bleibt zweifelhaft.

Wir sehen uns somit im Konflikt Gesellschaft gegen Wirtschaft. Gott Lob bietet uns erepublik jedoch die Möglichkeit zur perfekten, wenn auch fiktiven Gesellschaft dank eines vereinfachten Wirtschaftskreislaufs. Interessant jedoch wäre die Einführung sozialer Bezüge und die damit verbundene Herrausforderung einer Regierung die Stabilität zwischem beidem zu wahren.

Ich bitte an dieser Stelle diesen Artikel nicht als Spam zu werten, denn er dient als Einleitung zur Verdeutlichung der Komplexität sozialer, staatlicher und wirtschaftlicher Strukturen. Ebenso wird dieser einen Artikel zur Folge haben in dessen Kommentierung der Leser klar zu einer gemeinschaftlichen Ausarbeitung einer fiktionalen Erweiterung des eRep Systems um genannte Faktoren gebeten wird mit anschließender Presentation als Vorschlag für eine potenziell künftige Spielversion.

(dp)