Harry Kohl, die Urgormonen und ein Panglobaler Plan

Day 872, 20:13 Published in Germany Germany by Letnix
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Harry Kohl fächerte sich mit einer alten Zeitung Luft ins Gesicht. Verdammt warm war dieser Frühling. Auf dem Stuhl neben seinem Schreibtisch sass der Redaktionshelfer und döste vor sich hin.

Langweilig war es gewesen die letzten beiden Wochen. Kaum irgendeine Schlagzeile, die es Wert war, im Stil von Harry Kohl verarbeitet zu werden. Der Starreporter versank in einen Tagtraum. Wie schön war es doch früher. Da konnte man wenigstens noch die SPeD und irgendwelche tütligen Politiker aufs Korn nehmen. Früher war halt doch alles besser!

"Auaaa!! Aaahh.. Aufhören!! Chef!!..."

Harry Kohl wurde aus seinem Traum gerissen. Er war zur Seite gerutsch und hatte seinem Helfer dabei die Zeitung mehrfach um die Ohren geschlagen.

"Ooh, entschuldige, ich war wohl gerade in Gedanken...! Verdammt, wenn wir nicht bald wieder einen Druck machen, dann kündige ich!" Der Starreporter seufzte.

"Schon gut, Chef, ich mache uns einen Kaffee! Dann überlegen wir einfach mal, was wir schreiben. Die Badesaison beginnt ja bald! Oder wir schreiben über diese Reissäcke in China, da sind wohl gestern ein paar umgefallen!" Der Helfer versuchte mit einem gequälten Lächeln, seinen Chef aufzumuntern. Er schlurfte in die Kaffeeecke und begann die Kaffeemaschine vorzubereiten.

Ein lautes Klopfen an der Bürotür liess Harry Kohl aufspringen. Doch bevor er überhaupt "Herein" rufen konnte, wurde die Tür aufgerissen und ein grosser, blonder Mann mit einem strengen Scheitel betrat im Stechschritt das Verlagsbüro. Vor Harry Kohls Schreibtisch knallte er die Hacken zusammen und sein rechter Arm machte eine seltsame Bewegung aufwärts, die aber abgebrochen wurde durch den Mann.

"Gestatten! Graf von und mit und zu Döddelsdorf! Ich wünsche den Volkskameraden Harry Kohl zu sprechen!"

Harry Kohl stand mit heruntergeklappter Kinnlade vor dem forschen Gast. "Ähmm, Harry Kohl, ja, äähm, ich bin das! Was wo...." Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen.

"Kohl! Sehr erfreut! Ich bin im Auftrag der Gormonen hier, wir haben uns extra umgehört in der Bewegung, Kohl ist ein wirklich urgormonischer Name!! Zudem sehr schmackhaft und gesund! Volkskamerad Kohl, sehrr gut!! Also, stehen Sie bequem!"

Der ungebetene Besucher durchwühlte seine Unterlagen und legte einige Schriftstücke auf Harry Kohls Schreibtisch.

"Ich möchte Ihnen hier schon einmal einen Aufnahmeantrag bei den Gormonen da lassen. Zum anderen möchte ich einige Artikel in Ihrer Zeitung. Wichtig ist, das Sie den Leuten erklären, das die Gormonen keine Nuzis sind! Aber es muss sich etwas ändern in diesem Land! Wir sind viel zu klein, kaum Platz hier. Ziel muss es sein, Panglobal vom Nordpol zum Südpol und äähmm, vom... Mittelpunkt zum Mittelpunkt unser Staatsgebiet auszudehnen.
Und schreiben Sie, das wir nicht prinzipell gegen Ausländer sind. Wenn wir unseren Panglobalen Plan verwirklicht haben, dann gibt es keine Ausländer mehr, denn wir haben alle befreit und heim in die Region geholt!! Und schreiben Sie auch, wir sind für Freiheit und Demokratie. Sie verstehen? Freiheit gleich Freizeit! Daher habe ich auch ein Interview mit der Führung der Bewegung vorbereitet, die Fragen sind dick geschrieben, die Antworten kursiv! So haben Sie keine Arbeit, sondern Freizeit! Und das ist Freiheit! Sie verstehen...."

"STOP!!" Harry Kohl schrie seinen Besucher förmlich an. "Was erzählen Sie mir hier alles?? Welche Artikel? Sind Sie auf Drogen?"

Der Besucher trat einen Schritt zurück. "Sind Sie etwa ein verfluchter Bolschiw.. äähm, Linker?? Ich dachte, Harry Kohl sei ein Patriot!"

"Nein, ich bin kein Linker, verdammt!" Harry Kohl hieb auf den Tisch mit der Faust "Nur verstehe ich gern, um was es geht, wenn ich mit jemanden Rede...!!"

"Jemand Kaffee?" platzte der Redaktionshelfer dazwischen und er stellte Harry Kohl eine grosse Tasse auf den Schreibtisch. "Sie auch?" fragend sah er den Besucher an.

"Ist das edeutscher Kaffee??"

"Öööhm, ich glaube der kommt aus eBrasilien!? Haben wir überhaupt Kaffee in eDeutschland?" Der Redaktionshelfer runzelte fragend die Stirn.

"Sehen Sie! Das ist unser Problem. Dafür stehen wir Gormonen! Wieso stützen wir die ausländischen Unternehmen, statt unserer eigenen? Hier schauen Sie, unsere Wahlplakate, diese können Sie gleich mit abdrucken!"

Und er knallte wieder neues Papier auf den Tisch. Der Redaktionshelfer durchblätterte die Anzeigen.

"eDEUTSCHE! ESST eDEUTSCHE BANANEN!! eDEUTSCHE, KAUFT DIAMANTEN AUS eDEUTSCHER PRODUKTION!! JEDES FAHRZEUG MIT eDEUTSCHEN ÖL!!" Der Redaktionshelfer musste laut lachen.

"Was gibt es da zu lachen? Sind Sie ein gottverdammter Commie und kein Patriot?" Der Besucher wurde zornesrot im Gesicht. "Sie werden sich umsehen! Wenn wir den Tag der Machtergreifung feiern, dann werden wir Sie... Auf jeden Fall stehen Sie auf meiner Liste! Die Bewegung vergisst nie! Dieses linke Pack..."

Laut schimpfend und wild mit den Armen fuchtelnd verliess er das Büro und knallte die Tür hinter sich zu.

Harry Kohl und der Redaktionshelfer schauten sich an und zuckten mit der Schulter. "Ach ja! Verrückte gibt es überall. Aber nun wissen wir immer noch nicht, was wir schreiben sollen..." Harry Kohl seufzte.

"Trinken wir doch erst einmal unseren Kaffee, dann sehen wir weiter..." Der Redaktionshelfer schlürfte genüsslich an seinem und lehnte sich zurück.

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