Der Kurier und der Geist

Day 5,826, 13:20 Published in Germany Germany by Sromski

Den Krieg habe ich weitestgehend hinter mir gelassen. Das vom Krieg gebeutelte Land kann gut und gerne auf eine weitere verlorene Seele verzichten.
Durchaus, und das meine ich keinesfalls sarkastisch, habe ich den Sinn meiner Rückkehr einfach falsch gedeutet.
Klar, ist ein Land, welches territorial wächst, erstrebenswert, jedoch nicht das Allheilmittel, dieser maroden Gesellschaft wieder auf die Beine zu helfen.

Nach einem langen Tag, den ich zum Großteil damit verbrachte, in meiner Fabrik zu schuften, blieben mir am Abend ein paar Minuten Zeit für mich.
Meinen staubigen Mantel schmiss ich einfach in die Ecke.
Bequem auf dem alten Ledersessel sitzend, mit einem guten Jahrgang Whisky in der Hand, ging ich meine Geschäftsberichte der vergangenen Tage durch.
Besonders der Bericht des kleinen Zeitungsjungen, der für einen wirklich wirklich kleinen Taler mein Flugblatt unter die Leute bringt, ließ mich wohlgelaunt in den Sessel fallen.
Seid gewiss, eure Kommentare lese ich. Gewissenhaft. Teils ohne zu wissen, was o7 zu bedeuten vermag, aber mit dem Blick stets auf das große Ganze.
Die abgedruckten Artikel in meinem Schmierblatt sind zwar grundsätzlich meine verschworbelten Gedanken, bringen Sie jedoch jene zusammen, die sich einst selbst hier verloren fühlten oder immer noch fühlen.
Ich bin weitaus kein Ohr dieser übrig gebliebenen Gesellschaft, doch bringen meine Worte einen frischen Wind in den tristen eAlltag.
Ich bin hier, für jeden , vor allem für mich selbst.
Und vielleicht, auch wenn es nur ein kleines Fünkchen Hoffnung ist, was ich am heutigen Abend erlebt habe, ist mittelgute Literatur wohlmöglich das Lagerfeuer, welches uns in den kältesten Nächten warm hält.
Wenn diese Schriften auch nur einem Mitmenschen ein wenig Freude oder Ablenkung bescheren, so werde ich, im Rahmen meiner geistigen Kompetenz, den besten Gehirnschmalz niederschreiben, den ich zu bieten habe.
Eins kann ich aber sagen. Eure Resonanzen gaben mir den Mut, nicht aufzugeben, was gewissermaßen untere diesen Umständen kein leichtes Unterfangen ist. Danke dafür.

PS: Der Kurierjunge freut sich über jedes nette Wort und lächeln, dass er beim
Verteilen des Flugblattes von euch erhaschen kann. Insbesondere, weil er selbst einen Alltagsartikel über sich verfasst hat, aber er sich noch nicht traut, ihn mit jemanden zu teilen 🙂

gez.
Der kleine Geisterjunge