Der Tag an dem die Identiät kam.

Day 4,127, 05:40 Published in Germany Greece by John Guard
Eine Kurzgeschichte.

Ich laufe alkoholisiert durch die Stadt – am heiligen Tag. Mit einer Wodkaflasche zur Rechten in der Hand. Alle betrachten mich verächtlich. Ich bin ein ausgestoßener der Gesellschaft.
Ich nehme einen letzten Schluck aus der Flasche, als ein lächelnder hochgewachsener Mann sich in meinen Weg stellt. Mit einem gelb, schwarzen T-Shirt auf dem steht: „Sei stolz auf deine Identität.“
Braunes Haar glänzendes Haar, blaue Designerbrille und ein Holzfällerbart.
Ich schaue ihn verwirrt an und weiß nicht, ob ich ihm aus Prinzip eine rein hauen soll. Er versperrt mir den Weg zur nächsten Tankstelle!
„Guten Tag der Herr“, sagt der Mann. „Mein Name ist Fred.“
„Na toll. Du versperrst mir den Weg!“
„Willst du mich nicht anhören Bruder? Ich sehe in dir einen Mann mit gebrochener Identität. Du könntest große Dinge für das heilige Vaterland tun.“
Instinktiv ballen sich meine Hände. „Ich mache bei deinem Sektenscheiß nicht mit. Verstanden? Geh mir aus dem Weg!“
„Du fühlst dich verloren, missverstanden und ausgestoßen von der Gesellschaft. Uns ging es allen so, bis wir zu unserer Identität fanden.“
Mein Kopf schmerzt – was am Alkohol liegen kann oder an dem Typ, der mir die letzte Rauschetappe stiehlt!
„Ich fühle mich scheiße“, zische ich. „Und deshalb muss ich weiter zur Tankstelle!“
„Der Rausch wird dich nicht befreien. Nur wir können dich frei machen und dein schlafendes Potenzial wecken zum wohle des Landes. Unsere Heimat ist in Gefahr. Die Werte entarten. Wir werden unterwandert von Ausländern und vieles mehr. Erhebe dich dagegen und kämpfe mit uns Bruder!“
Ich denke kurz nach und finde seinen Mist auf einmal logisch.
„Wer ist der Feind?“, frage ich neugierig.
„Alle Fremde die unsere Heimat bedrohen und versuchen ihre schmierigen Werte uns aufzuzwingen.“
Ich werfe die Flasche auf den dreckigen Boden.
„Wie Recht du hast. Ich sehe das Gesindel tagtäglich.“
„Du bist nicht an deinem Absturz schuld. Daran Schuld hat das Fremde, den es vergiftet uns!“
ICH BIN NICHT SCHULD! Meine Lungen füllen sich mit Sauerstoff. Meine Augen weiten sich vor Euphorie und das Herz beschleunigt rasant.
„Ich bin also das Opfer?“, frage ich lächelnd.
„Ja das bist du. Das System wird von Parasiten regiert und sie haben dich in diesen Zustand gebracht und dich deiner wahrhaftigen Identität beraubt.“
Mein Brustkorb hebt und senkt sich. Es tut so gut sich als Opfer zu fühlen und den Hass auf den Todfeind zu spüren.
„Ich bin dabei!“
„Wem wirst du absolute Treue schwören?“
„Der reinen Heimat!“
„Perfekt. Vorwärts!“
Zusammen marschieren wir los und ich merke nicht einmal, dass ich in Hundescheiße getreten bin. Das war der Tag, an dem ich zur Identität fand. Meinen Alkoholkonsum habe ich dadurch zwar nicht in den Griff bekommen, aber ich kann mich mit Feinden besser begründet prügeln.

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