Die "Logik" des Verrats

Day 2,067, 01:47 Published in Germany Germany by Thuroi

Da der Polenvertrag derzeit mal wieder ein Thema ist, auch mal ein Beitrag von mir dazu. Es gibt verschiedene Argumente, die angefügt werden, warum man gegen Polen in deutschen RWs kämpfen dürfte. Das für die meisten wichtigste dabei ist, dass es doch eh keinen Unterschied macht, da Polen sowieso den Kampf gewinnen wird und selbst wenn nicht, sich das Land schnell zurückholen kann. Ein generelleres Argument ist, dass man bestehenden Verträgen nicht folgen brauch, da man sie nicht abgeschlossen hat. Auf dieses will ich zuerst eingehen.

eStaatsbürgerschaft, wie auch Staatsbürgerschaft im Allgemeinen, beinhaltet Rechte und Pflichten. Ein deutscher Staatsbürger profitiert davon in Deutschland zu leben, da der Lebensstandart (verglichen zumindest mit einigen anderen Ländern) sehr hoch ist. Im Gegenzug ist er verpflichtet sich an Gesetze zu halten und, sollte er Geld verdienen, auch Steuern zu bezahlen. Macht er das nicht, kann er dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dabei ist es unerheblich, dass er diese Regeln nicht selbst für sich aufgestellt hat. Die Möglichkeiten etwas daran zu ändern, auch wenn zugegebener Weise nicht einfach, ist politisch aktiv zu werden und Gesetze zu ändern, oder seine Staatsbürgerschaft aufzugeben.
In direkter Analogie lässt sich auch die edeutsche Staatsbürgerschaft verstehen: Der Einzelne hat Vorteile von seiner Staatsbürgerschaft (vor allem die Boni, da das Wirtschaftsmodul sonst nicht viele Chancen bietet), aber auch (theoretisch) Pflichten. Vor allem soll er sich an bestehende Verträge halten. Die Möglichkeiten des Staates einen Übertritt dieser Verträge zu bestrafen, sind, zumindest von der Spielmechanik her, nicht vorhanden. Auch hier gibt es die Möglichkeit das Land zu verlassen oder sich in der Politik zu engagieren, wenn man mit bestehendem Recht nicht zufrieden ist.
Wie aufgezeigt, ist man auch in der Realität schon ab der Geburt in ein System von Regeln und Pflichten eingebunden, die man selber nicht geschaffen hat. Positiv ist es die Plicht aller Bürger diese einzuhalten (und dem Ideal nach sich am politische Geschehen zu beteiligen (-> der Mensch als zoon politikon)), auch wenn es häufig nur als negative Pflicht verstanden wird, gegen diese nicht zu verstoßen, oder beim Verstoßen einfach nicht erwischt zu werden.
Da es nun im Spiel nicht die Chance der Bestrafung gibt, sehen einige edeutsche Spieler es als normal an, sich auch nicht an die Regeln zu halten. Dabei vergessen sie, dass sie mit "Geburt" und ihrem Bleiben in eDeutschland und dem Profitieren von den Boni auch die Verträge bejaht haben.

Nun noch kurz zum anderen Argument, dass es keinen Unterschied macht, ob man nun in solchen RWs kämpft oder nicht, da ePolen dem Kampf eh gewinnen wird.
Der Vertrag besagt eindeutig, dass weder der Start noch die Unterstützung von RWs in den bestimmten Gebieten erlaubt ist. Abgeschlossen wurde er von deutscher Seite um einen dänischen Kongress (auf Grund der damaligen vollen Staatskasssen) und um eine komplette Besetzung eDeutschlands durch Polen zu verhindern. Von polnischer Seite, für die es kein großes Problem gewesen wäre Deutschland ganz zu besetzen, war die Hauptintention zugroßen Damagedrain zu verhindern. Wenn nun einige Leute meinen so viel sie wollen gegen Polen in solchen RWs kämpfen zu können, da am Ende doch Polen den Kampf gewinnt, übersehen sie, dass genau ein solcher Damgadrain dadurch entsteht und damit die Grundbedingung des Vertrages nicht mehr erfüllt wird (je mehr Schaden auf der einen Seite verursacht wird, desto mehr Schaden muss auch die andere Seite machen). Das dies bei Einzelfällen nicht so bedeutend ist und sich wahrscheinlich auch einige Polen über billige BH-Medaillen freuen, hat dabei nur eine sekundäre Bedeutung, da primär damit der Vertrag gebrochen wird. Daher ist die ganze Mühe der Erklärung, genauso wie die konsequente Abgrenzung immer wieder notwendig.

Wenn nun jemand sich nicht mit den deutschen Verträgen anfreunden kann, dann bleibt ihm die Möglichkeit politisch aktiv zu werden. Das kann bedeuten zu versuchen in den Kongress zu kommen, aber auch in einem Artikel seine Position ruhig und logisch darzustellen und so andere von seiner Position zu überzeugen. Aber dieses Geflame und unsachliche Gezeter geht einem ja schon irgendwann ein bisschen auf den Senkel.

Abschließend (ja ich weiß der Artikel ist schon jetzt arg lang geworden) noch ein Beispiel einer besonders geschickten Verdrehung der eigenen Logik. Gefunden bei dem Herrn KingRobertBaratheon in den Kommentaren zu diesem Artikel. Im Artikel verteidigt er die Kernthese, dass "Widerstand kein Verrrat" sei, denn das Kämpfen in deutschen RWs gegen Polen sei kein Vertragsbruch, solange nicht die deutsche Regierung offiziell dazu aufruft und er müsse sich nicht an den Vertrag halten, da er ihn nicht selbst unterzeichnet habe. Als sich nun jemand (ja klar war es die von uns allen heiß geliebte und verehrte eisenmutter2) die Mühe machte seine These zu widerlegen, wird gar nicht auf die Argumente eingegangen, sondern schlicht darauf hingewiesen, dass man persönlich ja nicht in dem RW gekämpft habe. Da kann man nur sagen: Was für geniale Schlagfertigkeit!

PS Ich bin sehr versucht eine neue Rubrik aufzumachen, in der ich mich solch schönen logischen Schlüssen widme.