Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte (Kapitel 2)

Day 2,587, 05:14 Published in Austria Austria by wschwabe
Helfende Hände

Zum Glück ist bald Feierabend sagte er zum Tankwart, als gerade ein dicker SUV in die Tankstelle einbog. Der Tankwart nickte mit dem Kopf und sagte “Reiche Schnösel, von denen bekommt man nie was.” Sie gingen zu dem Wagen und er versuchte den Schwamm aus seinem Eimer zu nehmen, doch waren seine Hände bereits so kalt, daß er sie fast nicht mehr spürte. Mit beiden Händen bekam er den Schwamm irgendwie zu greifen und fing an das Salz vom Wagen zu waschen. Wie üblich sparte er sich die Fahrerseite bis zum Schluss auf und lies sich dort besonders viel Zeit. Der Fahrer öffnete das Fenster und beschimpfte ihn. Doch der Tankwart kam bevor ihm der Kragen platzte, und so fuhr der reiche Großstadtschnösel, wie prophezeit ohne Trinkgeld zu geben, von dannen. Es fing an zu schneien und der Tankwart meinte “Jetzt kommt eh keiner mehr. Geh Dich lieber um deine Familie kümmern”.

Er nahm seinen Schlitten, auf dem er ein paar warme Sachen für die Kinder festgebunden hatte, und machte sich auf den Weg nach Hause. “Lieber Gott ich danke Dir, daß nicht alle so sind wie der Trottel aus Wien”, denn die Kleidung für seine Kinder hatte er von Leuten aus dem Ort bekommen, deren Kinder aus den Sachen herausgewachsen waren. Als Arbeitsloser hat man es in den Bergen nicht leicht, aber es gab ja zum Glück noch die Dorfgemeinschaft. Er zog den Schlitten den Berg hinauf und endlich oben angekommen setzte er sich auf das hintere Ende und fuhr auf der anderen Seite den Berg wieder hinunter.
Kurz bevor er sein Haus erreichte fing er an zu bremsen, und stoppte punktgenau vor der Haustür.



Er stand auf und sah durch die Nacht, in der es durch den Schnee etwas heller war, wie sonst. “Hier bin ich aufgewachsen, hier bin ich zu Haus.” murmelte er etwas wehmütig vor sich hin, denn schon bald würde hier nichts mehr so sein wie es war. Das Haus wurde bereits von der Bank versteigert, da er kein Geld mehr hatte, und der neue Besitzer will es abreißen und an der Stelle ein neues Hotel mit Skilift errichten. In etwas mehr wie einem Monat muss er das Haus seiner Eltern verlassen haben und er hatte noch keine Ahnung wohin. Jeder im Ort hatte ihm ein Zimmer angeboten, doch hatte keiner ausreichend Platz für eine fünfköpfige Familie. Als Heimkehrer aus der großen, weiten Welt haben ihn die Dorfbewohner zunächst verspottet, doch als er heiratete und eine Familie gründete änderte sich das. Jeder freute sich, wenn er für Sie kochte und beim Essen seine Geschichten erzählte. Der Lieferant, der die Lebensmittel zu den Hotels brachte machte am Rückweg immer bei ihm halt und brachte ihm was übrig geblieben ist und um bei ihm zu essen. So hatten sie immer ausreichend Vorräte im Haus, aber trotzdem reichte das Geld hinten und vorne nicht.

Doch irgendwas war heute anders wie sonst. Da lag doch etwas am Bachrand. Er ging hinunter und sah den Großstadtschnösel aus Wien dort liegen. Dieser war bereits bewusstlos deshalb holte er schnell den Schlitten und legte ihn drauf. Der Herr war wohlgenährt und so war es etwas anstrengend ihn ins Haus zu bringen. Dort kam seine schwangere Frau ihm entgegen “Was ist passiert?”. “Du sollst Dich nicht anstrengen” sagt er nur, rückte das alte Sofa zum Kamin und legte den unfreiwilligen Gast darauf. Schnell zog er ihm die nassen Sachen aus und deckte ihn mit einer Wolldecke zu. “Er scheint unverletzt zu sein. Ich mach eine heiße Suppe für ihn, die wird er brauchen wenn er wieder aufwacht.” Mittlerweile hatten auch seine beiden Kinder bemerkt, daß ihr Vater nicht allein nach Hause kam und fragten “Papa, Papa wer ist das und wieso liegt er am Feuer?” Er drehte sich um und antwortete liebevoll “Dieser Herr hatte einen Unfall und ist unterkühlt. Ich habe ihn am Bachrand liegend gefunden. Er braucht jetzt viel Wärme, deshalb liegt er am Kamin und ich Koche jetzt eine leckere Suppe. Wollt ihr beiden auch etwas davon?” Die beiden bejahten, weil sie so noch länger auf bleiben durften.