Panem et circenses

Day 1,146, 15:33 Published in Germany Germany by Kalif Batan

Liebe Leserinnen und Leser,

dem Volk gelüstet es nach panem et circenses - Brot und Spiele. Das habe ich in den Kommentaren zu den Artikeln zur Schweiz inzwischen gemerkt. Natürlich kann man da nicht verallgemeinern, aber es ist doch ein großer Teil. Im Folgenden versuche ich mich an einer politischen Analyse der Situation, für manche mag es völlig uninteressant sein, aber ich persönlich stehe eben auf so Nerd-Kram 😉

Momentan sind wir in einer etwas komischen Situation: Normalerweise zieht die Regierung einige kleine Ereignisse heran und schlachtet sie medial für das Volk aus, damit dieses ruhig wird und nicht weiter über andere Bereiche der Regierungsarbeit nachdenkt oder gar Fragen stellt. Komischerweise stellt sich aber nun die Situation so dar, dass die Alltagsarbeit der Regierung funktioniert, aber medienwirksame Events fehlen. Dem Volk fehlen gute Meldungen, es ist gelangweilt. Da kommt natürlich die Vorstellung, man könne ein völlig wehrloses Land überrollen und so auch einmal einen Sieg feiern, gerade recht. Da werden gerne auch moralische Bedenken über Bord geworfen. Wen kümmert denn in so einer Situation der gute alte Spruch: "Was du nicht willst das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu."

Das fatalste an der jetzigen Situation war nun aber, dass die Vorfreude jäh unterbrochen wurde (bin ich eigentlich ausser Jul1 immer noch der einzige Abgeordnete der seine Entscheidung begründet hat? ich finde, man sollte so viel Rückgrat haben, für eine solch öffentlichwirksame Entscheidung geradezustehen. Ich stehe gerne als derjenige der etwas dazu geschrieben hat als Sündenbock zur Verfügung, dennoch fände ich es schön nicht alleine im Kreuzfeuer zu stehen) als sie gerade am größten war. Einem großen Teil des Volkes ist kaum, bis gar nicht, zu vermitteln, warum die Entscheidung in der Art getroffen wurde in der sie getroffen worden ist. Aber woran liegt das?

Sie bevorzugen den schnellen Spaß, den sie greifbar vor sich haben. Alle Visionen und Hoffnungen für eine langfristig stabile Situation sind abstrakt und kaum greifbar. Diesen Fakt sollte man jederzeit im Blick haben, wenn man sich die Reaktionen auf die Entscheidung anschaut. Dennoch ist es enorm wichtig, diese Pläne weiter zu fördern. Derzeit ist nicht die Zeit der Krieger und Feldherren, es ist die Zeit der Diplomaten und Verhandlungen. Gerade in einer solchen Zeit wäre es taktisch falsch, einen Angriffskrieg, rein zur Beruhigung des Volks, zu starten. Ich bin mir sicher, die Zeit der Kriege kommt wieder (wenn, dank der Aktion mit der Schweiz, nicht sogar zu bald für uns) und auch ich werde mich freuen, denn auch ich bin nur jemand der hier ein Spiel spielt! Aber gerade jetzt muss die Grundlage für diese Zeit geschaffen werden, damit wir vielleicht auch einmal Spaß haben können, ohne dass wir immer nur gegen unsere Nachbarn im Osten kämpfen müssen, ob wir das wollen oder nicht.

Aus den vorangegangenen Gründen bin ich sehr froh, eine repräsentative Demokratie hier zu haben. Oft braucht es eine Regierung (auch der Kongress) die unpopuläre Entscheidungen trifft und gegen die Mehrheit der Bevölkerung entscheidet. Diese erlebt dann jedoch massiven Gegenwind, der mir gerade auch sehr stark ins Gesicht bläst. Aber ich muss sagen, man sollte versuchen, den kurzfristigen Spielspaß beiseite zu schieben, der vielen die Sicht versperrt, und weiter in die Zukunft schauen. Eben kein Brot und Spiele, sondern sinnvolle und gut durchdachte Entscheidungen, die kurzfristig Unruhe bringen, langfristig jedoch den Spielspaß erhöhen könnten. Ich hoffe, diese Möglichkeiten sind nach der Aktion rund um die Schweiz nicht für uns verschlossen.

Greets
Kalif Batan