101 Jahre Dampffährschiff Deutschland

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Stapellauf vor 101 Jahren am 17. Februar 1909-
„Lebenslauf“ des ersten Eisenbahnfährschiffs der Linie Sassnitz- Trelleborg


Am 17. Februar 1909 lief das erste Eisenbahnfährschiff der Linie Sassnitz – Trelleborg, die DEUTSCHLAND auf der Vulcan-Werft in Stettin vom Stapel. (Der Stapellauf der zweiten Fähre PREUSSEN war am 3. April 1909.) Zuvor hatte Kaiser Wilhelm II die Namen der Schiffe festgelegt. Er wollte nicht, dass die Schiffe nach einer Persönlichkeit benannt wurden. Die Ausbauarbeiten auf dem Schiff wurden eilig vorgenommen, da Kaiser Wilhelm II die Eröffnung der Esienbahnfährverbindung schon für den Sommer angekündigt hatte..

Der langjährige Kapitän der DEUTSCHLAND, Hans Thesenfitz, schrieb dazu in seinen Lebenserinnerungen: „Auf der DEUTSCHLAND wimmelte es von Handwerkern, und auf der PREUSSEN war noch nichts von der Inneneinrichtung zu sehen. Erst am 15. Juni konnte die DEUTSCHLAND die Werft zur Probefahrt verlassen. Um das Schiff und vor allen Dingen die Maschinen auszuprobieren, fuhren wir eine längere Strecke und ankerten am 16. Juni unter Bornholm. Am 17. Juni lief die DEUTSCHLAND erstmalig in das Sassnitzer Fährbett ein. Die Eröffnungsfeierlichkeiten für die Fährverbindung fanden am 6. Juli 1909 an Bord der DEUTSCHLAND im Hafen von Sassnitz statt.

Zu Kriegsbeginn1914 bis September 1915 war die DEUTSCHLAND im Auftrag der Kaiserlichen Marine in der Ostsee und nicht als Fähre unterwegs. In mehreren Einsätzen wurden Minen verlegt und Lokomotiven und Eisenbahnwagen nach Libau (Lettland) transportiert. Nach Kriegsende brauchten die deutschen Fährschiffe nach dem Versailler Vertrag nicht als Reparationsleistungen abgeliefert werden, da sie nicht als Schiffe, sondern als „Eisenbahntransportfahrzeuge“ klassifiziert wurden.

Nicht nur Krieg, sondern auch Wetterunbilden beeinträchtigten den Fährverkehr. Am 25.Januar 1924 z.B. musste der Fährverkehr erstmalig wegen starkem Eisgang eingestellt werden. Die DEUTSCHLAND blieb im Eis stecken und wurde erst nach drei Wochen wieder aus der Eisumklammerung durch das Linienschiff BRAUNSCHWEIG befreit. Am 18. Januar 1929 strandete die DEUTSCHLAND bei Kullagrund östlich von Trelleborg. Im II. Weltkrieg wurde die DEUTSCHLAND von August bis November 1940 unter dem Namen STRALSUND zur Nutzung an die Kriegsmarine übergeben. Als Minenleger kam das Schiff in den französischen Hafen von Le Havre.

Ab November 1940 kehrte die DEUTSCHLAND in den Fährdienst zurück. Die Linie Sassnitz – Trelleborg hatte in dieser Zeit militärische Bedeutung bei der Versorgung der deutschen Truppen in Norwegen.Am 19. Oktober 1942 erhielt das Schiff einen Torpedotreffer von einem sowjetischen U- Boot. Dabei wurde es am Heck so stark beschädigt, dass es in der Kockums-Werft in Malmö zur Reparatur lag.. Ende September 1944 wurde der Fährverkehr Sassnitz – Trelleborg eingestellt.

Die beiden deutschen Fähren wurden für militärische- und auch für Flüchtlingstransporte genutzt. Von Ende Mai 1945 bis Februar 1946 war die DEUTSCHLAND ab Trelleborg bei Rückführung der deutschen Truppen aus Norwegen eingesetzt. Sie brachte auch polnische Staatsbürger (ehemalige Zwangsarbeiter) von Lübeck nach Gdynia. Im März 1946 wurde die DEUTSCHLAND als Reparationsleistung in Lübeck an die Sowjet-Union übergeben und als ANIVA im Fernen Osten eingesetzt. 1963 wurde die ANIVA verschrottet..