Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte (Kapitel 3)

Day 2,588, 05:27 Published in Austria Austria by wschwabe
Der werte Herr aus Wien

Langsam wurde er wieder wach. Er hörte das ein Feuer knistern und dachte heimlich bei sich “Hoffentlich lieg ich noch nicht beim Teufel auf´m Griller”. Nachdem er die Augen öffnete und sich vorsichtig umsah, stellte er fest daß er sich in einer typischen Bergbauernstube befand. Kinderstimmen drangen aus dem Nebenzimmer und er wollte aufstehen, doch da merkte er, daß er nackt war und blieb dann lieber unter der Decke liegen. Arme und Beine fingen an zu schmerzen und so fragte er “Hallo, ist jemand da?”. Als erstes betrat eine hochschwangere Frau das Zimmer. Sie fragte ihn “Wie geht es ihnen? Mein Mann hat sie unten am Bach gefunden.” Er erklärte kurz was geschehen war und fragte ob er telefonieren könne. Doch die Frau meinte, daß sie schon seit einem halben Jahr kein Telefon mehr hätten und es außerdem bei dem Wetter nichts bringen würde. “Morgen früh sollte ihre Kleidung wieder trocken sein und dann fährt mein Mann mit ihnen ins Dorf”.
Über diese Auskunft war er nicht besonders glücklich. Der Mann kam mit einer Tasse heißer Suppe und er erkannte sofort das Gesicht wieder. Es war der Tollpatsch von der Tankstelle, was der wohl mit ihm vor hatte. Man hatte ja schon solche Geschichten gelesen und er zögerte etwas die Suppe zu trinken. “Trinken sie, das wird ihnen gut tun.” Nachdem die beiden Kinder hereinkamen und ihre Mutter auch jedem eine Suppe hinstellte, verflogen seine Ängste etwas und er versuchte einen Schluck. Die Suppe schmeckte herrlich und er spürte wie die Wärme ihn durchfloss. Nachdem er die Tasse ausgetrunken hatte, fragte er ob er vielleicht noch eine haben könnte und bekam diese prompt. Mittlerweile brachte die Frau die beiden Kinder, trotz allem Widerstands, zu Bett und die beiden Männer waren allein in der Stube. Nach einer kurzen Zeit des peinlichen Schweigens fragte er den Mann “Ich war so unfreundlich zu Ihnen und trotzdem helfen Sie mir?” “Ich bin nicht nachtragend und außerdem wollte ich nicht daß meine Kinder Ihre Leiche sehen” antwortete dieser mit einem Zwinkern “Schwamm drüber”. Da mussten beide schmunzeln.



Schön haben sie´s hierbemerkte der Architekt. “Ja. nur leider nicht mehr lange.” “Wie meinen Sie das?” “Bis Ende nächsten Monat müssen wir ausziehen, das Haus musste leider versteigert werden.” “Wie kam es soweit?” “Das Haus war seit ewig in Familienbesitz, nur mussten bereits meine Eltern die Viehzucht aufgeben und sämtliche Weiden verkaufen. Nach meiner Kochlehre habe ich auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert und mit dem zusätzlichen Geld konnten meine Eltern das Haus und den Garten erhalten. Als dann meine Eltern starben bin ich zurückgekehrt um mich um das Haus zu kümmern und habe hier meine Familie gegründet. Anfangs hatte ich noch Arbeit als Koch in einem kleinen Wirtshaus, doch konnte dieses sich nicht halten und die Hotels holen sich billige Saisonkräfte aus dem Ausland. Ich musste eine Hypothek auf das Haus aufnehmen und schließlich konnte ich diese nicht mehr bezahlen.” “Wo wird es dann hingehen? Bleiben sie in der Gegend oder geht es wo anders hin?” “Derzeit hab ich noch keine Ahnung wo´s hingeht, aber es wird sich schon was finden. Übergangsmäßig kommen wir bei Leuten im Ort unter. So, jetzt ist es aber schon spät genug. Sie sollten sich ausschlafen, daß sie wieder zu Kräften kommen und morgen kümmern wir uns um Ihr Auto.”