Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte (Kapitel 1)

Day 2,586, 05:21 Published in Austria Austria by wschwabe
Im Schnee

“Was für eine Schnapsidee, Weihnachten in den Bergen. Aber was solls, wenn ich dafür den Auftrag krieg.” Der Wiener Architekt hielt nicht viel von Weihnachten, für ihn war es nur das Fest der Sandler. Jedoch hatte ihn ein alter Schulfreund in ein Ski- und Wellnesshotel eingeladen, konnte er auch leicht, es gehörte ihm schließlich. Er hätte die Einladung ja dankend abgeschlagen, aber es sollten auch gleichzeitig die Pläne für ein neues Hotel etwas weiter unten im Tal vorgestellt werden. So war er nun auf dem Weg durch die Alpen.
Da war seine Ausfahrt. Bevor er das Tal hinauffährt wollte er noch schnell tanken. Die nächste Tankstelle war nicht weit von der Autobahn.

“Super, voll” Während der Tankwart seinen Wagen volltankte machte sich ein Helfer daran das Salz mit einem Schwamm abzuwaschen. Dieser Helfer stellte sich so tollpatschig an, daß, wäre es nicht sein Wagen gewesen er laut losgelacht hätte. Kurz bevor der Tankwart zum Kassieren kam wischte der Helfer mit seinem Schwamm derart aufdringlich an der Fahrertür, daß es dem Architekten zu bunt wurde. Er öffnete das Fenster wieder und sagte: ”Schleich de, Depperter. Für des, daß de mein Lack zerkratzt kriegst sicher ka Trinkgeld.” Doch der Tankwart kam schon zum kassieren und so kam es zu keiner weiteren Diskussion.

Er startete den Wagen und verließ die Tankstelle während es anfing zu schneien. Die Straße die das Tal hinauf führte war bereits komplett weiß, doch er wagte es trotzdem, denn er dachte sein teurer SUV würde dies ohne Probleme schaffen.



Doch nach ein paar Kilometern bemerkte er, daß es ein Fehler war den Anstieg zu wagen. In einer Linkskurve kam der Wagen ins Schleudern und rutschte in der darauffolgenden Rechtskurve nach links die Böschung hinab in einen Bachlauf. Der Bach war zu seinem Glück nicht sehr tief und so suchte er nach seinem Handy. Er fand es im Beifahrerfußraum und es schien intakt zu sein, doch musste er feststellen daß er kein Netz hatte. “Beschissene Idee, beschissenes Tal, heute geht auch alles schief”. Da es im Auto noch angenehm warm war, wartete er eine Zeit lang in der Hoffnung es würde jemand vorbeifahren und Hilfe holen. Doch niemand kam und je mehr Zeit verstrich, umso kälter wurde es. “In diesem Gottverdammten Tal muss es doch jemanden geben der mir helfen kann” fluchte er vor sich hin. Er zog sich sein Jackett an, denn seine Skijacke befand sich im Kofferraum, und öffnete die Tür. “Ach was solls, ich werd die Böschung schon hinauf kommen und dann geh ich einfach zurück zur Tankstelle” sprach er sich selbst Mut zu. Doch kaum war er ausgestiegen, rutschte er aus und geriet in den tieferen Teil des Baches, wo er fast hundert Meter mitgespült wurde, bis er am gegenüberliegenden Ufer einen kleinen Baum zu fassen bekam. Er war völlig durchnässt und die Kälte setzte ihm zu. So schaffte er es gerade noch sich die Böschung hinauf zu ziehen bevor er bewusstlos wurde.