There is hope

Day 990, 05:23 Published in Germany Germany by LordTakeda

Schnell zog er den Kopf wieder ein, keine Sekunde zu spät. Da, wo eben noch sein Kopf war, zischten nun Kugeln vorbei. Er konnte sogar den Wind spüren, den die Kugeln verdrängten. So hatte er sich das sicher nicht vorgestellt. „Kommt zum Militär…“ hieß es, „und erlebt das Abenteuer Eures Lebens!“. Ja super, im Schützengraben liegen und auf den Tod warten, welch ein Abenteuer.

Er erinnerte sich noch an die heroischen Reden, die Vorführungen der modernsten Waffensysteme. Doch was war geblieben? Hier lag er, in einem primitiven Schützengraben, sein klappriges Gewehr im Arm, während rings um ihn Hochgeschwindigkeitsmunition einschlug und Zielsuchende Raketen allmählich die umliegenden Gräben zu Massengräbern umfunktionierten. Wie konnte all das nur geschehen. Sie waren die letzte Verteidigungslinie der Hauptstadt und sie saßen hier in der Falle, mit schlechter Ausrüstung und noch schlechteren Chancen.

Wo nur, wo waren die Verbündeten, die versprochene Verstärkung? Die ganze Zeit hieß es, man solle durchhalten, die Truppen wären bald da. Immer wieder hieß es, sie seien bald da. Verstärkung, Verbündete, der Sieg, er konnte es nicht mehr hören.

Stille, unerträgliche Stille. Wer hätte gedacht, dass Stille so quälend sein konnte. Denn Stille bedeutet im Krieg nichts Gutes. Zischende Kugeln, Explosionen, Schreie, da wusste man jedenfalls was geschah, sei es noch so schrecklich. Aber Stille? Sie verheißt nichts Gutes… was plant der Feind, das er dafür die Waffen ruhen lässt, den vernichtenden Schlag? Eine neue, noch tödlichere Strategie?

Und dann ging es los. Zuerst Donner in der Ferne, es klang wie ein aufziehendes Gewitter, doch es war wie das Ende der Welt. Es regnete Tod vom Himmel, man hätte denken können, die Artilleriegeschosse würden den Himmel verdunkeln. Er konnte nur noch schreien, während rings um ihn alles in Rauch und Feuer aufging. Es hatte das Gefühl, es dauerte eine Ewigkeit, doch es waren nur ein paar Minuten. Dann herrschte wieder Stille, bis auf die Schreie. Doch was war das, er hörte einen Schrei aber er klang anders. Es war kein Furchtschrei, kein Schmerzensschrei. Er lauschte und merkte plötzlich, dass jemand etwas rief. Da, noch ein Schrei. Da riefen Leute etwas. Sollte er es wagen nach draußen zu schauen? Noch ein Ruf, und noch einer und noch einer. Er nahm allen Mut zusammen und hob den Kopf und was er sah, trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Nun wusste er auch, was die anderen riefen und vor Freude rief er es ebenfalls. So laut er konnte schrie er dieses eine Wort, was die Hoffnung wieder zum Leben erweckte und zum ersten Mal hatte er das Gefühl, den nächsten Sonnenaufgang betrachten zu können.
Und dieses Wort war: LEGION.