Was ist Sozialismus?

Day 837, 21:37 Published in Germany Germany by H. Herzhase

Marx hin, Marx her - ich habe weder marxistische Schriften studiert noch bin ich ein Politikstudent. Und ja: mir ist durchaus bewusst, dass der Begriff oft missbraucht wurde und wird, um einen Staat gleichzuschalten. Ich sehe mich dennoch zu diesem Grundlagenstatement gezwungen, da ich immer wieder Menschen lese und höre, die mit dem Sozialismus nicht viel mehr als Staatssicherheit, Honecker und - unter geschichtlich ganz weit bewanderten - Hitler verbinden.

Jeder, der das Leistungsprinzip kennt, weiß, dass Kapitalismus keine Grenzen kennt - weder nach unten noch nach oben. Das heißt, dass jemand, der innovative Qualität zu bieten hat, mit etwas Glück langfristigen Erfolg haben kann und das ist auch völlig richtig so. Leistung muss sich lohnen. Das Problem, das ich mit diesem Gedanken habe, ist leider, dass er sehr einseitig gedacht ist - denn auch faule, vom Pech verfolgte oder uninnovative Menschen bleiben Menschen und haben das Recht, in Würde zu leben. Steht sogar im Grundgesetz.
Mehr Verdienst für mehr Leistung? Das ist auch im Sozialismus so. Weniger Verdienst für weniger Leistung? Ebenfalls! Entziehung des für mich zur Menschenwürde gehörenden Rechtes, immer eine Chance zur Selbstverwirklichung zu haben? Nein! Jeder sollte immer die Chance haben, sich selbst zu bestimmen. Und ein am Rande des Existenzminimums Lebender hat diese leider nicht in jedem Fall.

Mit Gleichschaltung hat die sozialistische Ideologie nichts zutun. Sozialismus ist Chancengleichheit - und da Menschen verschieden sind und daher für jeden anderer Aufwand investiert werden muss, um ihm seine Perspektive zu zeigen, sofern er sie noch nicht gefunden hat, ist Sozialismus in erster Linie vorallem Individualismus - auch aus purem Egoismus. Denn jemand, der keine Perspektive auf eine Besserung seiner Lebensumstände sieht, wird seiner Verzweiflung mit hoher Wahrscheinlichkeit Ausdruck verleihen, indem er der Gesellschaft das Leid zuzufügen versucht, was diese ihm durch seine Ausgrenzung beschert hat. Ob das berechtigt ist, spielt im Moment des Leidens keine Rolle. Leid ist Leid. Und somit ist jeder Gesellschaftsteilnehmer gefordert, Außenseitern zur Integration zu verhelfen. Immer. Für Selbstfindung und Produktivität statt Zerstörung, welche auch immer Selbstzerstörung beinhaltet. Ein Referat über in die Welt gesetzte negative Energie spare ich mir noch.


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Herbert Herzhase