Was ist Sozialismus?
H. Herzhase
Marx hin, Marx her - ich habe weder marxistische Schriften studiert noch bin ich ein Politikstudent. Und ja: mir ist durchaus bewusst, dass der Begriff oft missbraucht wurde und wird, um einen Staat gleichzuschalten. Ich sehe mich dennoch zu diesem Grundlagenstatement gezwungen, da ich immer wieder Menschen lese und höre, die mit dem Sozialismus nicht viel mehr als Staatssicherheit, Honecker und - unter geschichtlich ganz weit bewanderten - Hitler verbinden.
Jeder, der das Leistungsprinzip kennt, weiß, dass Kapitalismus keine Grenzen kennt - weder nach unten noch nach oben. Das heißt, dass jemand, der innovative Qualität zu bieten hat, mit etwas Glück langfristigen Erfolg haben kann und das ist auch völlig richtig so. Leistung muss sich lohnen. Das Problem, das ich mit diesem Gedanken habe, ist leider, dass er sehr einseitig gedacht ist - denn auch faule, vom Pech verfolgte oder uninnovative Menschen bleiben Menschen und haben das Recht, in Würde zu leben. Steht sogar im Grundgesetz.
Mehr Verdienst für mehr Leistung? Das ist auch im Sozialismus so. Weniger Verdienst für weniger Leistung? Ebenfalls! Entziehung des für mich zur Menschenwürde gehörenden Rechtes, immer eine Chance zur Selbstverwirklichung zu haben? Nein! Jeder sollte immer die Chance haben, sich selbst zu bestimmen. Und ein am Rande des Existenzminimums Lebender hat diese leider nicht in jedem Fall.
Mit Gleichschaltung hat die sozialistische Ideologie nichts zutun. Sozialismus ist Chancengleichheit - und da Menschen verschieden sind und daher für jeden anderer Aufwand investiert werden muss, um ihm seine Perspektive zu zeigen, sofern er sie noch nicht gefunden hat, ist Sozialismus in erster Linie vorallem Individualismus - auch aus purem Egoismus. Denn jemand, der keine Perspektive auf eine Besserung seiner Lebensumstände sieht, wird seiner Verzweiflung mit hoher Wahrscheinlichkeit Ausdruck verleihen, indem er der Gesellschaft das Leid zuzufügen versucht, was diese ihm durch seine Ausgrenzung beschert hat. Ob das berechtigt ist, spielt im Moment des Leidens keine Rolle. Leid ist Leid. Und somit ist jeder Gesellschaftsteilnehmer gefordert, Außenseitern zur Integration zu verhelfen. Immer. Für Selbstfindung und Produktivität statt Zerstörung, welche auch immer Selbstzerstörung beinhaltet. Ein Referat über in die Welt gesetzte negative Energie spare ich mir noch.
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Herbert Herzhase
Comments
Ich denke sowas ist in einem politischen Diskussionsforum besser aufgehoben wie in eRepublik. Find ich persönlich ziemlich daneben.
wenn du es jetzt noch schaffst mir den eSozialismus zu erklären werde ich in Erfurcht vor deiner Weisheit erstarren.
Sozialismus hat in Erep nichts zu suchen.
Und eSozialismus sehe ich hier nicht bei dir.
@OVisitor: warum?
Sozialismus ist zunächstmal vor allem eine Zwischenstation, in der der Kommunismus aufgebaut wird und in der auch die Diktatur des Proletariats stattfindet. Ob diese nun als wirkliche Dikatatur ausgelegt wird oder als Demokratie mit Bevorzugung der Arbeiterklasse, sei mal dahingestellt. Und es wird eben nicht jener mehr bezahlt, der mehr macht, sondern es wird gar nicht bezahlt, da es schlicht und ergreifend auch kein Geld gibt. Jeder lebt nach seinen Bedürfnissen, d.h., jeder Schmarotzer kann sich an der Gesellschaft bereichern ohne etwas dafür tun zu müssen.
Im ürbigens gehst du auch von einem Kapitalismus aus, der in der Form von fast niemanden vertreten wird. mMan fordert heutzutage nicht den komplett freien Markt mit dem komplett freien Spiel der Kräfte, sondern eben die soziale Marktwirtschaft, in der die Unternehmen sinnvollen Beschränkungen unterworfen sind und in dem diejenigen, die durch das System fallen, aufgefangen und unterstützt werden. Diese Untestützung sollte jedoch nicht einfach mal so gegeben werden, sondern die (Wieder-)Eingliederung in die Gesellschaft und arbeitende Bevölkerung fördern. In den vergangen Diskussionen wurde dies aber immer wieder vergessen, sondern es wird ohne Sinn und Verstand immer mehr und mehr Geld für die 'Armen' gefordert, ohne dass dies an irgendwelche Bedingungen geknüpft wäre, sondern einzig dazu dient, dass die 'Armen' mehr konsumieren können sollen. In Deutschland haben wir aber keine auf Konsum ausgerichtete Wirtschaft, sodass das ganze niemanden etwas bringt, sondern im Gegenteil, dem Gesamtsystem schadet, da Geld, das anderweitig, wie beispielsweise in Bildung, besser investiert wäre, ohne jede Gegenleistung oder sinnvolle Verbesserung für die Menschen verbrannt wird.
Und noch ein Schlusswort zum Sozialismus/Kommunismus: Wenn er doch so gut ist, warum artet er bei jedem Versuch der Etablierung in einer Diktatur, die die Menschen unterdrückt, aus?
@yasmin: mit dem verweis auf eine höhere investition in bildung stimme ich dir absolut zu. und da setzt eine weitere wichtige komponente meines verständnisses von sozialismus ein: die menschen müssen zu hinterfragendem und kritischem denken erzogen werden und nicht zur integration in ein system, welches auch immer das ist. ich denke, dass die wahrscheinlichkeit im sozialismus am höchsten ist, dieses system erfolgreich umzusetzen - stichwort: zentrales gesamtschulsystem.
"jeder Schmarotzer kann sich an der Gesellschaft bereichern ohne etwas dafür tun zu müssen."
zunächst einmal: inwiefern kann man sich denn an der gesellschaft bereichern, wenn kein geld existent ist (wie du postuliertest)? wenn alle grundbedürfnisse von der gesellschaft als solche gedeckt werden (nahrung, dach über dem kopf etc) besteht AN SICH gar kein bedürfnis nach bereicherung.
und zum thema schmarotzertum: ich finde es immer wieder belustigend, dass dieser begriff AUSSCHLIEßLICH in zusammenhang mit den unteren gesellschaftsschichten verwendet wird. was ist denn mit den REICHEN schmarotzern? machen wir uns doch nix vor, an einem bestimmten punkt finanziert reichtum sich selbst, menschliches zutun ist gar nicht mehr erforderlich (stichwort reiche erben). und es gibt GENUG beispiele dafür, dass menschen in solchen situationen sich auch "unproduktiv" verhalten. und im gegensatz zu den "armen schmarotzern" schaden sie sogar noch dem staat, indem sie in niedrig-steuer-länder auswandern, ihr verögen in steueroasen bunkern etc pp (solcherart möglichkeiten gibt es genug und es wird ihnen verdammt einfach gemacht)... "arme schmarotzer" haben nicht die wahl, ob sie die exorbitanten steuern in dtl zahlen. und SOLCHE schmarotzer können ihr umfeld, ja sogar ihr land und den ganzen planeten ganz besonders hart gegen den baum fahren (denn intelligenz und menschenverstand ist bei einem solchen "reichen schmarotzer" auch nicht zwingend vorgeschrieben). bestes beispiel: george w. bush II
alles hat zwei seiten, auch die mähr vom sozialschmarotzer.
schöner Text - hat mit eRepublik allerdings tatsächlich nicht so viel zu tun 🙂
@rengaru: deine Beiträge zu lesen ist immer wieder eine Freude 😃
Sozialismus hat zum ersten mal nichts direktes mit Komunismus zu tun. Lenin nannte sich bis zum Lebensende sogar Sozialist.
Doch Tatsache ist, dass der Sozialismus einfach nur zwei Ideen verwirklicht:
1. Durch soziale Hilfen erhöhen wir die Leistung und Anzahl der Mittelständer, die Wirtschaft besser produzieren, als die Oberständer. Dies verhindert eine Teilung der gesellschaft unter Arm und Reich und den daraus hervorgehende Ungerechtigkeiten in Bildung, medizin, Gesellschaft und Politik. Dies ist Sozialpolitik.
2. Durch eine soziale Förderung der Bürger erhöhen wir die Kaufkraft der bevölkerung, also Kurbeln den Konsum an. Konsum bewirkt daraufhin Wirtschaft und die Wirtschaft kann sich weiterentwickeln und Arbeitsplätze schaffen.Diese Politik bewirkt oft das Auflösen von Krisen in Staaten, wie unter reagan der New Deal die Weltwirtschagtskriese beendet hat.
Dies ist Keynnismus.
Die Gleichschaltung und die Diktaturen im Komunismus haben mit den dortige Länderbedingungen und mit der Weltidiologie von Stalin/Lenin zu tun. Andere deutsche Komunisten denken für die Rätepolitik und sind dort wesentlich demokratischer aufgebaut
ps: (rl-)politiker halte ich auch für sozialschmarotzer... da relativiert sich guidos aussage schon wieder... die müssten sich nur angesprochen fühlen 😉
hm, schlechter artikel und 'lustige' kommentare. diese ideologische verbohrtheit der konservativen und das blinde herumgestocher der vermeintlich progressiven werden immer unerträglicher...
wenn der reichtum auf kapitalistischer ausbeutung basiert und wir die reichen zwingen, den armen dieses landes an ihrem geraubten reichtum teilhaben zu lassen, was macht das dann aus den armen? ist auf dieser basis sozialismus überhaupt möglich?
@Yasmin
daß das geld sinnlos verbrannt wird, kann nicht Dein ernst sein. vor allem, wenn Du dich für die soziale marktwirtschaft stark machst, die nichts anderes ist als modernes opium des volkes. befriedige die niedrigen bedürfnisse des gemeinen volkes mit möglichst wenig beteiligung der reichen und superreichen, dann erhältst Du den sozialen frieden, in dem das aktuelle system fröhlich weiterfunktioniert. müssen erst wieder guillotinen errichtet werden, damit sich bestimmte gesellschaftsgruppen daran erinnern, warum diese ausgaben eben keineswegs sinnlos sind?
@ yasmin
Du bist ziemlich in den gesellschaftlichen wirr-denken gefangen würde ich behaupten.😁
Der sozialismus ist nur in der marxschen Gesellschaftsdeterminierung die vorstufe zum Kommunismus. Diese Determinierung wird aber selbst von Luxemburg,lenin und Dutschke angezweifelt. Ist also mehr als veraltet. 😉
Die sozialistische Idee gabs schon vor marx. Siehe Proudhon oder rousseau.
"Und noch ein Schlusswort zum Sozialismus/Kommunismus: Wenn er doch so gut ist, warum artet er bei jedem Versuch der Etablierung in einer Diktatur, die die Menschen unterdrückt, aus?"
Stimmt auch nicht. Liegt aber wahrscheinlich an fehlender Kenntnis. Der Anarchosyndikalismus (von der CNT als "freiheitlicher Kommunismus" deklariert) war in spanien erfolgreich und grundlegend anti-authoritär. Ähnlich war es in der ukraine von 1917-1922. Anderes Beispiel wäre die Münchener Räterepublik welche Ur-demokratisch war. Auch die San leben seit tausenden von jahren in einem unauthoritären Kommunismus.
Neuestes Beispiel ist der seit den 70er jahren bestehende "Freistaat Christiana" in Kopenhagen.
--> man braucht das nicht mal studiert zu haben, ein einfacher blick in wikipedia genügt 😉
lg rudi
Diese Frage kann man ohne Probleme mit einem Satz beantworten:
Sozialismus ist scheiße!!!
@Erik War: Wenn schon große Theorien, dann bitte richtig. Der gute Herr hieß "Keynes" und dementsprechend spricht man auch von "Keynesianismus" und nicht Keynnismus.
"Und noch ein Schlusswort zum Sozialismus/Kommunismus: Wenn er doch so gut ist, warum artet er bei jedem Versuch der Etablierung in einer Diktatur, die die Menschen unterdrückt, aus?"
Die Frage steht jedem ins Gesicht geschrieben. Faktor: Mensch. Eine Konstante (oder Variable?! Ansichtssache, meiner Meinung nach wird sich der Mensch nie grundlegend ändern) in der Funktion, die das Ergebnis immer negativ werden lässt, sobald die Funktion mit großen zahlen versucht zu Hantieren. Name der Funktion: Kommunismus 🙂.
Netter Artikel, aber wo ist der Dreck? 😛
@psycedelic: danke. das mit dem dreck hebe ich mir für die zeit, in der meine politische reputation gestiegen ist, auf. ich habe die erfahrung gemacht, dass man, wenn man die macht übernehmen will, erstmal die meinung aller anderen teilt - die menschenverachtende, bedingungslose propaganda und volksverhetzung kommt dann, sobald die masse weichgekocht genug ist, um ihre rassistischen triebe offen zuzugeben und eine art ideologie daraus zu formen.